Nachdem die Ironman-Veranstaltungen immer sehr schnell ausgebucht sind, fiel mein Blick wenige Wochen vor Start auf die Challenge Almere-Amsterdem. Hier hatte ich schöne Erinnerungen an 2019. Mit der Anmeldung war klar, dass ich mein Training nach Kalmar für 2-3 Wochen auf die kürzere Distanz und ein wenig mehr Intensität anpasste.
Das Rennen im holländischen Flevoland findet traditionell an einem Samstag statt. Angereist ins ibis-Hotel sind wir am Freitag. Das übliche Prozedere mit Registration, kurzer Aktivierungseinheit und Bike-Check-In fand bei Sturm und Schauer statt. Es wirkte alles sehr herbstlich und ich war froh, bei der Anmeldung nicht der Versuchung der Langdistanz erlegen zu sein. Die Infrastruktur vor Ort hat sich im Vergleich zu 2019 nochmals verbessert. Die Messe ist sehr abwechslungsreich und ich fand noch ein paar Kleinigkeiten. Das ganze Gelände wurde in 2022 zum Expo-Areal, wodurch Kunst und Architektur auf die Atmosphäre wirkt. Weniger einladend waren die vorigen Berichte über Blaualgen im "Weerwater"-See. Die Kanäle und der See begrüßten uns giftgrün und ich hoffte, am nächsten Tag unbeschadet aus dem Wasser zu kommen. Zum Glück hatte es sich jetzt abgekühlt und etwas geregnet.
Die Mitteldistanz fand erst gegen zehn Uhr statt, wodurch es ein relativ entspannter Start in den Tag wurde. Zu meiner Überraschung war ich nicht der einzige Athletico hier. Paula hatte auch eingecheckt und sollte ein tolles Rennen vor sich haben

Das Rennen begann als rollender Start mit Sprung vom Holzsteg in die trübe Suppe. Die kraulende Hände konnte ich nur noch knapp sehen und die Schwebeteilchen im Wasser wirkten wie kleine Luftblasen. Durch die Wellen war die Orientierung nicht so ganz einfach. Das Feld zog sich in die Breite. Nach ca. 33 Minuten war ich symptomfrei auf der anderen Seeseite in der T1 - Wechselzone angekommen. Der Wechsel lief gar nicht gut, denn im Wechselzelt habe ich den Überblick vor Nummern und Beuteln verloren, was letztendlich mit einer Zeit von 9 Minuten bestraft wurde. Irgendwie hatte ich mir den Weg spiegelverkehrt eingeprägt und mein Beutelplatz falsch erinnert. Letztendlich sollte man sich hier nicht verrückt machen und auf dem Rad war das dann auch schnell vergessen.
Der holländische Wind blies recht kräftig. Mein neues Rad mit den hohen Laufrädern kannte ich nur von einer einzigen Trainingsfahrt und eigens vorgenommenem Bike-Fitting. Der Schwerpunkt liegt hier höher als bei meinem alten Rad. Erstaunlicherweise lies es sich deutlich besser kontrollieren als erwartet. Das machte echt Spaß! Anfangs kleine Radwege, am Hafen vorbei zu einer langen Deichstrecke ging es nach Rückenwind ab Kilometer 40 mit überwiegend schrägem Gegenwind durchs Hinterland zurück Richtung Almere. Die etwas längere Strecke mit 94,5km konnte ich in für mich guten rd. 2:40h bewältigen, was einem 35er Schnitt entsprach. Was ein Glück, dass es trocken blieb.
Zum Lauf zogen dunkle Wolken auf. Ich freute mich, dass jetzt "nur" noch ein Halbmarathon anstand. Das hieß, ich muss eigentlich nicht zu vorsichtig anlaufen und kann die Streckenlänge besser überblicken. Ein paar Kilometer brauchte ich mit der Ermüdung aber trotzdem bis ich mich gut fühlte und in den Lauf hineinkam. Abwechslung brachte ein Zusammenspiel mit einem Briten, der den Marathon seiner Langdistanz in 3h laufen wollte. Wir haben vereinbart, ein paar Kilometer zusammenzulaufen. Wir trennten uns später als ich etwas schneller werden konnte. Zwischendurch gab es sehr heftige Schauer. Am Streckenrand feuerte Janine mich in Regenhose und Mantel an. Ein anderer Mitläufer aus Hannover begleitete mich bis wir uns auch trennten. Die letzten sieben Kilometer bin ich dann wieder alleine weiter und freute mich auf das Finish.
Der Lauf verging in 1:28h schnell. Beim Zieleinlauf in Almere finde ich toll, dass zwischen den Tribünen ein Zieltor für Lang- und eines für Mitteldistanz vorhanden ist. Ich freute mich auf dem roten Teppich sehr, denn es ist nicht selbstverständlich gut durchzukommen. Es wurde mir bewusst, dass dies ein sehr schöner Saisonabschluss war, der die vielen Trainingsstunden entschädigt...
Das Wochenende hat mit einer sonnigen Grachtenfahrt durch Amsterdam seinen Abschluss gefunden
