How (not) to Cyclocross..

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Mitch
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How (not) to Cyclocross..

Beitrag von Mitch » 15. Dez 2021, 17:03

Zur allgemeinen Belustigung und als lessons learned ein kurzer Abriss zu meiner bisherigen CX-Karriere ;)

Wie Manni bereits angemerkt hat befinde ich mich immer noch im Lern-Modus.
Angefangen hat alles vor ein paar Monaten als ich gefragt wurde, ob ich einen Crosser mit 32er Reifen besitze und Interesse habe CX Rennen zu fahren.
Zwar hatte ich meinen Crosser sukzessive zu einem semi-schnellen Aero-Rennrad umgerüstet, doch die Laufräder standen schließlich noch rum.
Also kurzerhand in den Herbstferien bei Bike24 Schwalbe-Reifen geordert und am Freitagabend nach der Rückkehr aus DK fix umgerüstet.
Schnell noch das kleine 40er NW-Kettenblatt drauf und die MTB Pedale dran.
600m Testfahrt ums Dorf und zwei drei Mal auf und abspringen im Garten geübt.
Das waren meine Vorbereitungen für meine erste Cyclocross-Saison als frischgebackener Lizenzfahrer..

Wie mein erstes Rennen in Norderstedt gelaufen ist, versuche ich möglichst neutral zu beschreiben.
In der dritten Kurve nach dem Start haben sich meine heißbeliebten aber zwanzig Jahre alten Radschuhe einfach in Luft aufgelöst, indem sich die Sohle komplett vom Oberschuh getrennt hat. Ergo keinerlei Kraftübertragung mehr möglich und ich hab auf dem schnellen Kurs sofort Unmengen an Zeit verloren. In der Nähe von Start/Ziel habe ich mir überlegt kurz zum Auto zu sprinten und meine Ersatzschuhe anzuziehen. Ich bin dann direkt an der gleichen Stelle wieder auf die Strecke und die Runde zu Ende gefahren. Am Ende der ersten Runde hat mich ein sehr "netter" Mensch darauf hingewiesen das ich die Strecke verlassen habe und damit disqualifiziert bin.

Diesen sehr deprimierenden Start in meine erstes Rennen als Lizenzfahrer musste ich tatsächlich erst mal verdauen.
Aber das Rennen auf dem Kolonistenhof war ja schon in Sicht.
Dankenswerterweise haben einige Athleticos angeboten mit mir zu trainieren und so bin ich u.a. mit Steffen am Sonntagvormittag in RD über den Spielplatz gepfeffert und hab unter den entrüsteten Blicken der anwesenden Mütter Sandkästen umgepflügt.

Dann kam auch schon relativ verzugslos der Aufruf, die von Jochen designte Strecke einzufahren. Das Angebot hab ich natürlich am Donnerstagabend im Halbdunkeln sofort angenommen und dabei schon gemerkt, dass das höllisch hart werden wird.
Am Freitagnachmittag war ich erneut mehrere Runden auf der Strecke, um danach auf dem Hütti-Trail noch etwas auszurollen..
Warum ich das alles so herleite zeigte sich am nächsten Tag, denn schon in den ersten Runden merkte ich, dass einfach nicht genug Dampf da ist und meine Fitness nicht mal annähernd ausreichen wird, um ins Renngeschehen einzugreifen. Zudem ist mir bei einer Aufholjagd auf einem schnellen Bergabstück das Vorderrad weggerutscht und ich habe mich erst mal richtig lang gemacht, inklusive abgebrochener Garmin Halterung usw. War aber glücklicherweise nur weiche Wiese, also Garmin einsammeln, Krone richten und weiter ging es.
Mit Platz 9 von 14 war ich dann aber schlussendlich doch halbwegs zufrieden, da ich zum Ende hin auch wieder recht nah an Steffen dran war.

Direkt am Sonntag ging es weiter in Kaltenkirchen und da war der Name leider Programm.
Knackige Temperaturen und regelmäßiger Platzregen hatten den Kurs extrem aufgeweicht.
Wieder mal tiptop vorbereitet konnte ich schon nach den Einführungsrunden meine Renngarnitur auswringen und ich musste mich erst mal
im Auto bei laufendem Motor wieder auftauen. Zu dem Zeitpunkt hatte sich meine Motivation gefährlich nahe der Außentemperatur genähert und ich war kurz davor einfach sitzen zu bleiben und mit Sitzheizung auf 1000 gen Heimat zu fahren.
Das Rennen verlief ereignislos, ohne fiesen Sturz und ich habe mich nur einmal mit dem Lenker im Absperrverband verfangen. Ansonsten konnte ich gegen die Konkurrenz nicht viel ausrichten und gerade bei derartigen Bedingungen sind Schlauchreifenfahrer deutlich im Vorteil. Zudem machte mir erneut meine Fitness zu schaffen und ich musste die steilen Anstiege wirklich langsam hochkrabbeln.
Aber immerhin Platz 7 von 13.

Im Anschluss an dieses Wochenende habe ich hart an mir gezweifelt. Ich wollte einfach nicht so richtig verstehen warum ich beim Cyclocross so gar keine Chance habe, nachdem es mir relativ leicht fiel in der Hobbyklasse beim KiWo Rennen den zweiten Platz zu holen. Grundsätzlich habe ich die Fahrtechnik ausgeschlossen, dafür fahre ich einfach schon zu lange Rad. Natürlich ist es was anderes mit schleifender Pedale und knapp 50 die Start/Zielkurve in Mettenhof zu nehmen oder in knöchelhohem Matsch mit 5km/h Haarnadelkurven zu fahren und gerade Auf- und Abspringen, Tragen usw. muss speziell geübt werden, aber prinzipiell sehe ich da keinen riesigen Nachholbedarf.
Ich hab mich in der Nachschau des Rennens zum Beispiel gefragt warum ich nicht in der Lage war, in Kaltenkirchen die Berge hoch zu sprinten wie alle anderen. Die Frage konnte ich mir zwar direkt am Auto beantworten, als ich aus meinen ohnehin schon sackschweren SIDI MTB-Winterschuhen einen guten halben Liter Schlammbrühe gekippt habe, aber auch so haben die Rennen so gar keinen Spass gemacht. Es war einfach nur anstrengend, Puls um die 180 und jede Runde gehofft, dass es bald vorbei ist.
Ein langes Gespräch mit einem meiner Radkollegen hat mich dann auf die richtige Fährte gelenkt. Des Rätsels Lösung war vermutlich einfach Überanstrengung oder sogar Übertraining. Am Ende der Woche mit den beiden Rennen lag meine Relative Leistung laut Strava bei knapp 770.
Also habe ich erst mal knapp zwei Wochen mehr oder weniger pausiert und strikt GA1 gemacht.
Zweiter Ansatzpunkt war des Radlers Lieblingsbeschäftigung, Teile shoppen. ;)

So war ich zumindest mental gut gerüstet für das Rennen in Bad Oldesloe.
Mittlerweile hatte ich mir eine Wattmesspedale besorgt, um zu sehen ob ich ausreichend Leistung generiere oder es wirklich rein die körperliche Fitness ist die mir scheinbar abhanden gekommen war.
Das Rennen lief gut und ich hatte sowohl Druck als auch ausreichend Puste, um zu attackieren. Etwas übermotiviert habe ich dabei sogar den Lokalmatador Toni Carboni mal kurz beim Überholen weggeschubst. Das Karma liess aber nicht lange auf sich warten und zwei Kurven später hab ich mich beim Wechsel von Wiese auf Asphalt mordsmäßig abgelegt. Das hat wirklich ordentlich gescheppert und mir hat es dabei auch die Kette runtergeworfen. So hab ich natürlich einige Plätze verloren und die anschließende Aufholjagd hat ziemlich Körner gekostet.
Aber am Ende war ich doch zufrieden mit meiner Leistung und bin auf Platz 10 von 18 angekommen.

Von diesen "Erfolgen" motiviert habe ich mich für die Nordmeisterschaften gemeldet.
Natürlich ausgerüstet mit neuem Material nach der Shopping Orgie.
Leider hat sich schon in Runde zwei auf einer recht guten Position liegend der frisch mit TUFO MTB Klebeband befestigte Schlauchreifen gelöst und das Ding war gelaufen. Obwohl Gisbert, der mir stets mit Rat und Tat zur Seite steht und bei auftretenden Problemen immer sofort zur Stelle ist, und ich in einer Nacht- und Nebelaktion am Freitagabend die alten Reifen abgerupft und mühsam den alten Kleber abgeschabt hatten, wollte das Band den Belastungen einfach nicht standhalten. Sehr ärgerlich

Aber glücklicherweise haben wir im Verein sehr viele hilfsbereite Menschen und Jochen konnte mir vor dem nächsten Rennen die Schlauchreifen richtig festkleben.

In Elmshorn stand ich sowohl top motiviert, als auch nahezu top ausgerüstet am Start und genau so lief es dann auch.
Die Strecke lag mir einfach, das habe ich direkt beim Einfahren gemerkt. Sehr flowig mit vielen schnellen Kurven und wenig Tragekram.
Vom Start, mittlerweile immerhin Startreihe drei, bin ich sehr gut weg gekommen und lag direkt hinter Koß und Kneller. In Runde zwei bin ich allerdings beim Aufspringen nach der Treppe statt auf den Sattel auf mein Hinterrad gehüpft, was zu allem Überfluss anscheinend auch nicht so superfest war. Nun ja, irgendwie habe ich es geschafft es dabei aus der Halterung zu kicken. Also anhalten, Rad umdrehen und den Schnellspanner fest knallen. Die Aktion hat mich sechs Plätze gekostet die ich nun wieder hart erkämpfen musste. Das kostete viele Körner und in den letzten beiden Runden war für die Abschlussattacke an Koß vorbei nicht mehr genug Dampf da. Zu allem Übel holte mich mein altes Schuhproblem wieder ein...
Seit Kaltenkirchen war ich mit Rheas auch nicht mehr ganz taufrischen Schuhen unterwegs und bei einer besonders fiesen Wurzel machte es plötzlich knack und ich konnte das linke Pedal nicht mehr einklicken. Ich dachte erst ich hätte die Bügel verbogen, aber im Ziel zeigte sich leider das ich den kompletten Cleat aus der Sohle gerissen hatte..
Zum Glück hatte ich mir ausreichend Vorsprung erarbeitet und ich konnte in den letzten anderthalb Runden mit einer Pedale meinen Platz ins Ziel retten.
Platz 10 von 21.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Cyclocross Rennen schon sehr spezieller Radsport ist.
Mittlerweile muss ich aber auch gestehen, dass ich echt Blut geleckt habe und es so langsam anfängt Spass zu machen..

stay tuned
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Mitch
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Re: How (not) to Cyclocross..

Beitrag von Mitch » 20. Nov 2022, 00:08

Da die Cyclocross Saison sich schon wieder dem Ende nähert und endlich die wohlverdiente Ruhephase in greifbare Nähe rückt, dachte ich mir die Zeit ist gekommen, um zur allgemeinen Erheiterung hier mal ein paar Eindrücke der letzten Rennen zu teilen.

Trainiert habe ich dieses Jahr erneut nicht nach Trainingsplan, sondern eher nach Lust und Laune.
Ob sich strukturiertes Training a la "10@120+15SSP+15FTP x2 over under I don´t know" am Ende des Tages wirklich auszahlt kann ich nicht bewerten.
Dafür ist mein Alltag einfach zu wenig planbar.
Meine erste Strassensaison als Lizenzfahrer lief ja eigentlich ganz gut mit Vizemeister SH und Platz 3 im Specialized Cup.
Zum Ende hin konnte ich noch mal ein Rennen in Segeberg gewinnen und damit die Geschichte mit dem Beinahe-Sturz nach der Kollision auch ad acta legen.

CX Training habe ich eigentlich mehr oder weniger komplett vernachlässigt und stattdessen meine Fahrtechnik eher auf einem schnellen XC-MTB verbessert. Ob das wirklich zielführend ist weiß ich leider nicht, aber es hat definitiv Spass gemacht und das ist für mich eigentlich die Hauptsache.
In der Pfalz bei mediterranen Temperaturen 20% Rampen hochzuschnaufen ist zwar alles andere als spaßig, aber auf der anderen Seite die Singletrails hinab zu pflügen um so mehr.

Doch nun genug der Vorgeschichte.
Materialtechnisch blieb alles weitestgehend beim Alten, nur hab ich meinen alten Strassen-Carbon-LRS auf Tubeless umgerüstet und mit den normalen Schwalbe Allround bestückt, um dieses Setup bei trockenen Bedingungen nutzen zu können. Kurzzeitig hatte ich tatsächlich überlegt die 28er Hell of the North Reifen (Paris-Roubaix) zu testen, aber nach einer Proberunde an der Eckernförder Steilküste entlang hab ich die Idee Gott sei Dank verworfen. ;)
Die Schwalbe Tubeless Kombi hab ich auf zwei kurzen Touren in meiner neuen Unter-der-Woche-Wahlheimat Rostock getestet und dann ging es auch direkt mit Gisbert am Samstag zum Rennauftakt nach Mölln.

Mölln

Dadurch das Gisbert als Helfer eingeteilt war, konnte ich schon direkt am Morgen Proberunden fahren und mich mit der Strecke vertraut machen.
Eine herrliche Strecke. Direkt beim Einrollen habe ich schon gemerkt, dass mir die gut liegt. Wenig Sand, keine Hindernisse und viele schnelle Kurven. Einzig und allein die Strecke direkt durch den Wald fand ich nicht so spannend. Denn da lief die Strecke einfach mal quer durch weichen feuchten Waldboden und das zudem auch noch leicht ansteigend. Waren zwar nur knapp 400m aber es begann mit einem kleinen steilen Anstieg, dann eine sehr enge wurzelbewehrte 90° Kurve und dann das Stück gerade aus über den weichen Waldboden. Fühlte sich an wie mit Fahrradanhänger.
Gegen Mittag begann es zu regnen und der Boden auf der Rennstrecke wurde fester und dadurch deutlich schneller, aber auch rutschiger.

Am Start war ich todesnervös. Neben tausend Gedanken zur Performance meiner Beine schossen mir natürlich die üblichen Fragen durch den Kopf, ob das Material hält, wie fahre ich die erste Kurve an, an wessen Hinterrad hefte ich mich, hoffentlich kachelt mich keiner um.
Denn der Startgerade folgt ein schnelle Bergab-Passage und eine 90° Spitzkehre in der sich innen sehr viel loser Bodenbelag angesammelt hatte.
In den vorherigen Rennen hatte ich mir zwar immer die Starts sehr genau angeschaut und eine passende Linie gewählt, aber meisten kommt es anders usw.
Mannis Pfiff riss mich aus meinen Tagträumen und schon ging es los. Starten ist irgendwie nicht so meins, entweder komm ich nicht in die Pedale oder häng an irgendeinem Hinterrad fest. Doch zum Glück war die Strecke breit genug und Platz für alle - bis zur erwähnten ersten Kurve. Bremsen und rum. Grob Platz 5. Gut, das fühlt sich schnell an, Beine sind da, also ordentlich Feuer und an die anderen ransaugen. Vorne wie immer das Führungstrio aus Nico Evers, Sebastian Hannöver und Sven Lorenzen. Lorenzen war mit seinem Italien Trikot immer gut zu erkennen, also hab ich versucht da dran zu bleiben. Direkt vor mir haut sich dann in einer schnellen Rechts plötzlich Hannöver volles Mett hin, steht aber innerhalb von Sekunden wieder auf und reißt in der Drehung sein Fahrrad rum. Ich kann nur knapp seinem fliegenden Fahrrad ausweichen, komme aber vorbei. Also jetzt Platz 4. Läuft ja.
Die Spitze kann ich jedoch nicht ganz halten und dann ramme ich direkt in der ersten Runde einen Stromkasten und bleibe hängen. Zudem sitzt mir auch Anton Dumler im Nacken, der immer wieder überholt und versucht weg zu fahren. In der Mitte des Rennens hat sich Anton dann mittlerweile etwas zurück fallen lassen. Aber in den Kurven sehe ich dann auf einmal wieder einen Stevens Fahrer näher kommen. Erst dachte ich es ist so ein Elite Spross, aber beim Näherkommen merke ich das es Hannöver ist der sich meinen vierten Platz schnappen will. Wie es denn natürlich auch vorprogrammiert ist wenn man mehr nach hinten als nach vorne fokussiert ist, lege ich mich dann auch einmal richtig schön ab aber verliere zum Glück nicht viel Zeit. Trotzdem zieht Hannöver an mir vorbei und lässt mich dann zu allem Überfluss auch noch so richtig stehen. Nachdem ich mich damit abgefunden habe, rolle ich mit reduziertem Tempo rum, da weder nach vorne noch was geht, noch von hinten jemand kommen kann.
In der Abschlussrunde noch einen männlichen Sprung über den riesigen Motocross-Kicker und das war das erste Rennen.

In der Datennachlese habe ich festgestellt, dass ich vor allem in dem Waldstück richtig Zeit auf die Spitze verloren habe, obwohl ich das Stück jedes Mal mit deutlich über 400W gefahren bin. Da war die Übersetzung an dem Tag einfach zu klein mit max 25 hinten und 40Z vorne.
Alles in allem aber super happy mit diesem gelungenen Einstand.

Tag 2 hab ich mir aus familiären Gründen und der langen Fahrt (leider) geklemmt.

Norderstedt
Wer sich erinnert, hier fand in der letzten Saison mein Debüt als Lizenzcrosser statt, welches nach bereits einer Runde aufgrund dusseligem Regelverstoß ein Ende fand.
Schuhe sind ja mittlerweile top, also daran kann es nicht mehr liegen. :mrgreen:
Beim Einrollen direkt festgestellt, dass es mal wieder eine Schlammschlacht wird und sofort auf die Schlauchreifen gewechselt. Fuhr sich schon wesentlich cremiger, aber immer noch rutschig. Problem in Norderstedt ist der Matsch und Schlamm, in Kombination mit den vielen Wurzeln. Zu niedriger Luftdruck rächt sich hier direkt mit felgenpenetrierenden Durchschlägen.
Aber ein Kurs der mir liegt. ;)
Start ist allerdings so gar nix für mich. Weniger als 100m bis zur ersten knackigen Links, dann Matsch, Baum links, Baum rechts, Engstelle, Matsch, Kuhle usw.

Okay, gleich ist Start. Vorher aber noch kurz von allen durchbeleidigen lassen und die eigene Dummheit feiern. Wer nachmeldet startet aus der letzten Reihe... Ich hasse es
Auf eben diesem Kurs aufgrund oben genannter Gründe fatal.
Nicht nachdenken, nicht ärgern. Klappt nicht. Egal, Pfiff und Start. Rolle als nahezu letzter in die Kurve rein, Baum links, Baum rechts, Matsch, Kurve Kuhle. Rumms. Plötzlich liegt Anton quer auf der Strecke und blockiert alles. Bis sich alle entwirrt haben sind Evers und Co nicht mal mehr in Sichtweite. Also mal wieder Ohren anlegen und Kette rechts. Schon nach den ersten Runde quietscht und knirschelt alles und Schalten wird zum Geduldspiel. Nichtsdestotrotz mache ich fleissig Plätze gut und kämpfe mich mit Anton durchs Feld. Der wird hinten raus etwas langsamer und ich kann wieder mal vorbeiziehen bzw bittet er mich sogar vorbei zu fahren. Natürlich lässt er danach trotzdem nicht locker und gängelt mich mit seinem Geschnaufe durch die nächsten Runden. Irgendwann stellt sich dann wieder das gewohnte Bild ein. Die Spitze ist weit entfernt und von hinten kommt auch nix mehr. Also Cruise Mode an und mit 170er Entspannungspuls die letzten Runden und das schöne Ambiente geniessen. Abschlusswheelie über die Ziellinie direkt auf Platz 4. Dankenswerterweise hatte Hannöver seinen Bruder dabei, der statt Sven Lorenzen den dritten Platz einnimmt. Läuft bei denen...

Kaltenkirchen

Für mich zwei Wochen Pause, (Hannover war mir zu weit) die ich für eine rennartige CTF in Tappendorf und viele GA1 Ausritte auf dem Renner genutzt habe. Denn im Gegensatz zum Vorjahr wollte ich zwischen den Veranstaltungen meine relative Leistung so gering wie möglich halten, um ausgeruht zu sein für die doch sehr intensiven Rennen.
Doch zuvor kamen noch ein paar unerwartete Anrufe an. Erst hatten sich meine Tochter und meine Frau mit Covid infiziert und auch Steffen hatte am Tag nach Tappendorf zwei Striche auf der Skala.
Klasse, also Seuchenlevel 1000.
So richtig gut habe ich mich dann eine Woche später am Renntag trotz durchgehend negativer Tests und null Symptomen nicht gefühlt, entweder hatte mein Immunsystem so hart zu kämpfen oder es war einfach ein Formtief.

Kaltenkirchen an sich an dem Tag aber indirekt proportional zum Namen. Kein Matsch und strahlender Sonnenschein. Und das am 23. Oktober. Am Ende war es sogar so warm, dass ich kurz/kurz gefahren bin. Vor einem Jahr bin ich hier fast am Sitz festgefroren. ;)
Strecke war deutlich flowiger und schneller als letztes Jahr. Aber wieder mit dieser riesigen Sand-Passage direkt am Wasser. Mit Sand komm ich trotz der beruflichen Nähe zumindest auf dem Rad nicht so gut klar. Zudem wieder zwei riesige Baumstämme über die man nicht mal ansatzweise springen kann.

Dafür war aber der Start dieses Jahr schöner angelegt, denn es ging nicht direkt den Todesberg hoch, an dem ich letztes Jahr mit zwei Litern Wasser im Schuh fast verzweifelt bin. Direkt in der ersten Runde hab ich gemerkt das heute einfach kein Druck auf dem Pedal ist. Trotzdem lag ich nach dem Start ganz gut im vorderen Drittel. Vielleicht hatte ich die Paddeltour vom Vortag noch in den Fingern, denn irgendwie konnte ich den Lenker nicht richtig festhalten und beim Anbremsen auf eine Kurve hat es mich fast abgeworfen. Musste schnell ausklicken und stabilisieren und hab dabei den ganzen Verkehr aufgehalten, konnte mich aber halten ohne Plätze zu verlieren. Mit Vollgas heize ich dann, immer noch in der ersten Runde, in die zweite Sandgrube, nur leider ist die Spur mittlerweile so tief, dass ich zum Ende hin das Gleichgewicht verliere und mit einem eleganten? Vorwärtssalto und einem riesigen Knall die Streckenbegrenzung mit drei Pfosten abrasiere. Muss spektakulär ausgesehen haben, Uwe Holst schaute nämlich ganz verwundert als ich wieder aufgestanden bin. Am längsten dauerte wie immer das Stevens Flatterband aus dem Lenker zu operieren und dann ging es auch schon wieder weiter. Die Aufholjagd war echt hart, zumal an dem Tag auch deutlich Leistung fehlte. Gereicht hat es hinten raus dann trotzdem noch für die Top 10, aber alles in allem performancetechnisch (bis auf den Salto) keine Glanzleistung..

Duvenstedt!!

Oh ja! Da hat sich der Jochen diesmal echt selbst übertroffen. Tendenziell wäre ich zwar lieber mit dem XC gefahren, aber das ist ja leider nur den Hobbies vergönnt. Die investierte Zeit und Arbeit aller beteiligten Athleticos hat sich wie immer ausgezahlt und es ist eine sehr sehr schöne Strecke geworden.

Hab mich mittlerweile in die erste Startreihe vorgearbeitet. (Auch wegen regelmäßiger Erinnerungen den Meldetermin nicht zu verschlafen)
Unglaublich. Wer hätte das vor einem Jahr noch gedacht.
Ich bin heiss wie Frittenfett, fühle mich gut und will heute endlich mal aufs Podium.
Pfiff . Start so lala und ich werde etwas eingeklemmt von einem Fahrer der von rechts kommt. Hannöver startet irgendwie auch nicht so gut und schnarcht vor mir rum. Ein kleiner Schlenker und plötzlich knallt es einmal kräftig und mein Vorderrad beginnt sofort zu eiern.
Ich denk mir nur so: nee oder?
Zum Glück ist das Depot direkt am Start. Also raus, neues Vorderrad rein und Attacke. Nach dem Wechsel des Vorderrades habe ich gute 30sec Rückstand auf den Letzten. In den nächsten Runden werfe ich einfach alles rein was ich habe und fahre so schnell es irgendwie geht, fräse mich durchs Feld und arbeite mich Stück für Stück weiter nach vorne. Diese Aufholjagd kostet natürlich richtig Körner und vor allem Kamerad Koß macht es mir nicht leicht. Doch auch die Anfeuerungsrufe von allen am Rand geben mir noch mal zusätzlich Kraft, ist ja schließlich unser Heimrennen. Irgendwann ist es geschafft. Die Spitze hat zwei Minuten Vorsprung und von hinten kommt nix mehr. Ich rolle sehr zufrieden durchs Ziel mit dem guten Gefühl heute richtig was geleistet zu haben, aber auch mit dem Wissen, dass da eigentlich mehr drin gewesen wäre.

Finally Bad Oldesloe

Auf dem Straßenkurs habe ich im Sommer mein erstes Rennen gewonnen. Und auch letztes Jahr fand ich den Kurs auf dem engen Gelände wirklich cool. Für die diesjährige Austragung hat sich Jan Rohr aber nicht lumpen lassen und noch mal am Streckenlayout gefeilt. Und das hat man auch deutlich gemerkt. Viel flowiger, schneller und damit genau meine Kragenweite. Zudem war an dem Tag auch kein Nico Evers und kein S.Lorenzen am Start und somit die beiden Hannöver Brüder die Favoriten.
Der Start hat es hier aber wirklich in sich. Man startet de facto auf Ground Level und nach 50m geht es um die Kurve einen kleinen Anstieg hinauf, alles noch auf Teer, danach beginnt ein kurzer Slalom auf Wiese und nach einer Abfahrt zurück auf das ursprüngliche Höhenniveau folgt die absolute Schlüsselstelle dieser Rennstrecke. Ein harter aber kurzer Anstieg auf einer nassen, zerfahrenen Wiese hoch in Richtung Start Ziel. Direkt bei Ankunft haben sich hier reihenweise die Hobbies in eleganten Pirouetten mit dem Rad oder auf den Füßen moonwalkartig den Berg hochgleitend keine Chance nehmen lassen, um das Publikum zu erheitern.
Diesmal hab ich die Schwalbe direkt ins Depot kutschiert. Traktion ist auf dieser Strecke der Schlüssel.
Somit war mir klar, wenn ich hier und heute eine Chance haben möchte, muss der Start sitzen und ich als einer der ersten und ohne Sturz durch die Schlüsselstelle kommen. Demzufolge bin ich die Stelle vorher bestimmt 10mal abgefahren. Relativ schnell hatte ich mich auf eine bestimmte Linie eingeschossen, die vielleicht nicht die schnellste ist, aber die in 9 von 10 Fällen funktioniert.
Am Luftdruck hab ich diesmal etwas mehr gefeilt, nach den ersten Testrunden hab ich noch mal deutlich Luft nachgepumpt, da ich mich beim Abspringen fast abgelegt hätte, weil plötzlich die Karkasse zur Seite rutschte. Allgemein ist dieser ganz geringe Luftdruck eher nichts für mich. Um die 50% Rampe hochzufahren muss man zudem richtig viel Schwung mitnehmen und beim Einfahren in die Rampe komprimiert es so stark, dass sich Steffen beim Einfahren den Reifen zerstörte.

Wieder erste Startreihe. Ich hab mir ganz links den Platz ausgesucht. Von wegen innen und so. Neben mir Frank Wiechert, Anton, die Hannövers und Koß. Wiechert ist ein gnadenlos guter Starter. Keine Ahnung wie der das immer macht.
Pfiff von Jan und Feuer. Natürlich klappt es wieder nicht den kack Fuss in die kack Pedale einzuklinken. Doch bis zur Kurve bekomm ich es hin und baller sofort im Wiegetritt den Anstieg hoch. Ich biege an Platz vier in den Slalom ein. Dann kommt plötzlich Anton links an mir vorbeigerannt, schubst und hämmert mir fast sein Hinterrad ins Gesicht. Aber alles safe. Vor mir somit jetzt in der Anfahrt auf die Schlüsselstelle die beiden Hannövers, Wiechert (wie macht der das bloß!?) und Anton.
Wiechert rutscht etwas weg und muss absteigen, Anton springt vom Rad und schiebt. Hannöver 2 mogelt sich vorbei, klatscht dann aber auf der Innenbahn richtig hin. Sah nach Autsch aus. Anton schiebt weiter und ich ziehe vorbei. Treten, treten, treten, ruhig bleiben und ich bin plötzlich auf Platz 2.
Yeah, so kann es weitergehen. Nun ja, nicht ohne mich Freundchen denkt sich der Anton und sticht direkt in den nächsten Kurven innen rein. Okay, das kann ja lustig werden in den nächsten 43 Minuten. In den Anfahrt zur Rampe gebe ich richtig Kette und hoffe das der Reifen hält oder Steffen den Stein vorhin einfach wegrasiert hat. Ich nehme die Rampe links, Anton rechts. Irgendwie hat er den entscheidenden Schwung oder die bessere Linie, auf jeden Fall zieht er oben an mir vorbei. Na Klasse, Platz 3.
In den nächsten Runden fahren wir mehr oder weniger gleich schnell und gleich gut. Relativ schnell kommt Hannöver 2 von hinten und lässt uns beide locker stehen. Sehr motivierend. Aber egal. Der Kampf um Platz 3 tobt zwischen Anton und mir, was auch der Moderator schnell erblickt hat. Anton ist Ain den Kurven auf der Wiese einen Tick besser, auf den anderen Abschnitten nehmen wir uns nichts. Allerdings weiß ich aus den letzten Rennen, dass ich hinten raus länger die Leistung halten kann. Also konzentriere ich mich auf sauberes und schnelles Fahren und warte auf meine Chance. Nach ein paar Runden vergisst Anton nach dem schnellen Bergabstück am direkt hinter der Kurve folgenden Anstieg zu schalten und quält sich den Berg hoch. Ich ziehe fix vorbei und versuche direkt ein paar Meter zu machen. Anton lässt aber nicht locker und wartet darauf das ich Fehler mache. Mit dem schnaufenden Kerl im Nacken rutsche ich dann auf der Wiese auch direkt mal weg, aber ich stehe sofort wieder und büße kaum Zeit ein. Bei den Überholmanövern anderer Fahrer versuche ich mich immer gleich so zu positionieren, dass er nicht direkt mit durchflutschen kann und so gewinne ich Runde für Runde ein paar Meter.
Die letzte Runde kann ich dann schon relativ ungefährdet fahren, auch wenn ein Sturz an der Schlüsselstelle schnell alles wieder vernichten könnte.
Trotzdem geniesse ich es und kann es selbst nicht so richtig glauben als ich endlich ins Ziel rolle!
Mein erstes Podium im Cyclocross! Vielleicht für den ein oder anderen kein Highlight aber mir bedeutet es wirklich viel.
Ich wiederhole mich, aber wer hätte das vor einem Jahr noch gedacht?? Manni jedenfalls nicht. Der hat nämlich vor ziemlich einem Jahr auch in Bad Oldesloe gesagt: Nicht schlecht Michael. Platz 5-6 wär drin, aber weiter vor wirst du nicht kommen. Dafür fahren die zu stark ;)

Mittlerweile liege ich in der Gesamtwertung auf Platz 4 und es sind noch drei Rennen zu fahren.
Egal wie es am Ende ausgeht, Cross macht einfach richtig Spass. Das kann man zwar während des Rennens leider nicht genießen, aber der Wille zählt.
Zuletzt geändert von Mitch am 20. Nov 2022, 00:44, insgesamt 2-mal geändert.

Mitch
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Re: How (not) to Cyclocross..

Beitrag von Mitch » 20. Nov 2022, 00:13

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Mitch
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Re: How (not) to Cyclocross..

Beitrag von Mitch » 20. Nov 2022, 00:14

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Mitch
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Re: How (not) to Cyclocross..

Beitrag von Mitch » 9. Feb 2025, 23:45

Junge Junge, wenn ich mir die ersten Berichte so durchlese.
Gerade mal drei Jahre ist es her, dass ich aus einer Laune heraus mal fix eine Lizenz gezogen habe, um beim Stevens Cup zu starten. Die ersten Rennen wie man ganz oben sieht bin ich noch mit Tubeless Schwalbe X-One gefahren. In der Rückschau eigentlich ein absolutes Unding. Kurz darauf hatte ich einen sehr günstigen Gunsha Alu Laufradsatz gebraucht gekauft, den Jochen dann für mich mit neuen Challenge Limus, der Matschreifen schlechthin, beklebt hat. Für die 23er Saison konnte ich zusätzlich einen gebrauchten zweiten Carbon-Laufradsatz bei Kleinanzeigen ergattern, mit diesen sagenumwobenen Dugast Typhoon Schlauchreifen, ein schneller Allrounder mit deutlichen Stärken im Trockenen. Die fand ich so geil und deutlich leichter als die Gunsha Alus, dass ich sie fast immer gefahren bin. Auch bei Bedingungen, bei denen man eigentlich eher die Matschreifen auf den Gunshas hätte nehmen sollen. Schnee können die Typhoon übrigens überhaupt nicht. Diese bittere Erkenntnis machte ich sowohl bei der 23er WM als auch dummerweise erneut im Verlaufe der 24er. Aber dazu später mehr.

In der ersten Saison 2021 noch unter ferner liefen, konnte ich in der Saison 22 und 23 jeweils im letzten Rennen in Buchholz Anton Dumler vom Podium verdrängen und mir P3 in der Gesamtwertung des Cups sichern.
Für die 24er Saison hatten die Organisatoren, vermutlich gepushed durch die Stevens-Sponsoren, den ganz großen Wurf geplant. Mehr Rennen, mehr Action, mehr Zuschauer, mehr Fame. Von allem sollte es mehr geben. In all dem Übermut hat man jedoch offensichtlich vergessen der steigenden Anzahl der Rennen auch die Anzahl der Streichergebnisse anzupassen und so wird beim gemeinen Hobby-Fahrer der Eindruck erweckt, dass am Ende derjenige ganz oben stehen wird, der bereit ist am meisten Kilometer auf den Renntransporter zu schrubben, oder im Zweifel einen Firmenwagen mit Tankkarte besitzt.
Gut, paar stramme Waden und etwas Fahrtechnik wären nebenbei bemerkt auch ganz hilfreich.
Ja und das Material sollte man auch nicht vernachlässigen.
Das zieht sich ja wie ein roter Faden durch das Leben eines ambitionierten Radlers. Es ist schon erstaunlich wie sehr das Material leidet und was im Laufe einer Saison alles zu Bruch geht oder in affenartiger Geschwindigkeit verschleißt. In der gleichen Geschwindigkeit sammeln sich Spezialgeräte im heimischen Schuppen. Angefangen vom 10€ Wasserkocher um die Kette auszukochen über das 200€ Ultraschallgerät und den Schmortopf für das Heisswachs, bis hin zum Reifendruckprüfer, der elektrischen Luftpumpe und dem transportablen Kärcher.
Dazu kommt, obwohl der Trend zum Zweitrad geht, ein zweiter oder gar dritter Laufradsatz mit Reifen für jedes Geläuf.
Die Liste ist lang. Weiter geht es mit Klamotten zum Warmfahren, Einfahren ach und zum Rennen fahren, dazu Sonnenbrillen in allen möglichen Tönungsvarianten. Und Lappen, Unmengen an Lappen und Putzzeug. Einen für die gewachste Kette, einen zum Trockenwischen für den Rahmen, einen für die handgeklöppelte Baumwollkarkasse des Dugast Schlauchreifens usw usw.
Der Postbote ist mein bester Freund..

Wie gesagt, paar stramme Wadeln sind nachgewiesenermaßen von Vorteil und so liegt neben all der Materialschlacht ein riesiger Fokus auf gesunder Ernährung sowie Nahrungsergänzungsmitteln (Magnesium, Eiweiß, Creatin), dem Tracken der HRV und der Ruheherzfrequenz, der Schlafdauer und der relativen Leistung. Einen Trainingsplan habe ich nicht, ich trainiere so wie es passt und ich es für richtig halte.
Ende Juli 23 hatte ich mir bei einem knochentrockenen Sturz das Jochbein gebrochen und ich musste ein paar Wochen zwangsweise pausieren, was sich leistungstechnisch zumindest für die sich anschließende CX Saison als nicht besonders nachteilig herausgestellt hat (zur Erinnerung Gesamtwertung P3). Somit entschied ich mich auch in Vorbereitung für die 24er ähnlich zu verfahren, natürlich ohne diesen verdammten Sturz! und das Rad für ein paar Wochen in die Ecke zu stellen. Zumal die Strassensaison auch ganz gut gelaufen war. So kam mir die mehrwöchige Dienstreise in die USA gerade recht und ich fokussierte mich statt Radeln auf schnelles Laufen und Krafttraining. Nur im Central Park musste ich mal kurz ausrasten und mit einem Citti-Bike mit Körbchen die Rennradfahrer ärgern. :D
Beruflich bin ich als Kommandeur im Gegensatz zu den letzten Jahren deutlich mehr eingespannt und mit der Neuausrichtung des Stevens Cup war ich auch nicht ganz so happy. Somit war der Plan, mich hauptsächlich auf die WM vorzubereiten und zwischendurch ein paar Rennen als Vorbereitung und Formtest mitzunehmen. Da hatte ich jedoch die Rechnung ohne meine beiden Damen gemacht, die mich freundlich aber bestimmt baten gefälligst alle Rennen zu fahren, da sie so gerne zuschauen und so ein Crossrennen auch immer ein tolles Familienevent ist.
Nach der Rückkehr aus den USA Mitte September war ich dienstlich mit Lehrgangsabschlussmusterung und Vereidigung ziemlich eingespannt und habe daher die ersten beiden Rennen in Mölln geskippt. Für mein erstes Rennen in Norderstedt habe ich mich dann dummerweise auch noch zu spät angemeldet (Meldeschluss war noch nie 18Uhr!!!) und nur dank Jochens Intervention durfte ich überhaupt starten, jedoch außerhalb der Wertung. Somit war die Saison bzw die Gesamtwertung eigentlich vor dem Start des ersten Rennens schon gelaufen..

Norderstedt
Eine Strecke die mir in der Regel gut liegt, schnelle Kurven, lange Geraden und häufig trocken.
Aufgrund eines Sturms vor ein paar Wochen waren aber große Teile des alten Kurses gesperrt, was den Streckenverlauf nicht wirklich verbesserte.
Alles eng, viel mehr Kurven, viel weniger Ballern. Zudem letzte Reihe. Startnummer 0. I love it..
Start war okay und ab dann durchs Feld gepflügt. Lange hinter Koß festgehangen, der deutlich langsamer war, aber so richtig vorbei kam ich auf dem engen Kurs leider auch nicht. Ich hab ihn dann so lange vollgelabert, dass ich ja sowieso außerhalb der Wertung fahre bis er mich vorbeigelassen hat. Zu allem Überfluss hab ich dann in einer diesen schnellen Kurven mit hohem Tempo einen U19 Fahrer abgedrängt, der daraufhin im Gebüsch gelandet ist. Tat mir echt leid der Bengel, denn eigentlich war ich ja gar nicht da..
Die Spitze war mittlerweile nicht mehr in Sichtweite und ich hatte am Ende viel Platz nach vorne und viel Platz nach hinten und erreichte (theoretisch) Platz 6. Mit der Leistung war ich aufgrund der "fehlenden" Vorbereitung eigentlich ganz zufrieden.

Kolonistenhof
Wie so oft beim Heimrennen habe ich den Kardinalfehler schlechthin begangen und mich am Vortag zu oft eingefahren. Man kann ja argumentieren, dass mir die Streckenbedingungen für die ersten Starter so sehr am Herzen lagen, aber am Ende des Tages lief es einfach zu gut und ich habe mich wider besseren Wissens hinreissen lassen von der Geschwindigkeit und dem geilen Kurs. Zusammen mit Andi hab ich öfter mal richtig reingelatscht und mich dabei ganz schön angeschossen.
Dann die große Ernüchterung am Renntag.
Regen, Regen, noch mehr Regen.
So viel, dass innerhalb kürzester Zeit der ganze Platz unter Wasser steht.
Timo hat es mir glaube ich in dem Moment angesehen, wie ich mit mir und den Bedingungen gehadert habe. Eigentlich sind es ganz klar Matschreifenbedingungen. Aber die Carbon rollen viel geiler. Bringt ja auch nix wie geil die rollen, wenn kein Grip da ist.
Für das Rennen hatte ich auf dem Carbon-LRS für die knackigeren Anstiege extra meine größte 11-32 Kassette verbaut. Denn mit dem 44er Einfach Kettenblatt muss man an den kurzen steilen Anstiegen schon ein paar Watt generieren um nicht rückwärts wieder runter zu rollen. Die wollte ich einfach nicht hergeben und so habe ich getreu dem Motto, geteiltes Leid ist halbes Leid, dann wenigstens vorne den Matschreifen verbaut und hinten den Dugast gelassen.
Fahrtechnisch haben mir einige Fahrer die das schon deutlich länger machen immer noch etwas voraus, daher liegen mir die trockenen Kurse, bei denen es nicht ganz so sehr auf die Kurventechnik ankommt am Besten. Denn da kann ich mit dem Carbon Laufradsatz mit den Typhoon Allround-Reifen richtig rumfetzen.

Ich stehe wieder mal in der letzten Startreihe, denn de facto erstes echtes gewertetes Rennen. Gerade bei der schmalen Startgasse ein echtes Geschenk..
Start ging so. Zusammenfassen kann man das Rennen ganz gut mit: schwach angefangen und dann stetig nachgelassen. So richtig kam kein Flow auf, ich habe mit den Bedingungen gehadert, hatte natürlich am Hinterrad so gut wie gar keinen Grip und musste daher Jochens Spezialschnecke komplett laufen. Natürlich auch überhaupt keine Chance weiter nach vorne zu fahren und daher war ich dann schnell genervt. Bis auf P7 habe ich mich dann noch nach vorne geschmuggelt, aber alles in allem sowohl von den Bedingungen als auch meiner Leistung hart enttäuscht. So hatte ich mir mein erstes Rennen nicht vorgestellt. Als ich dann mein Hinterrad aus dem Depot geholt und dabei festgestellt habe, dass da auch eine 11-30er Kassette drauf ist war der Tag dann auch gelaufen..

Kaltenkirchen, eines meiner Lieblingsrennen, musste ich aufgrund Urlaub ausfallen lassen. Da hatte ich in der 23er Saison einen geilen Zielsprint hingelegt und mir auf der Ziellinie unter Mannis wachsamen Augen P3 ergattert.

Nächster Start Bad Oldesloe.
Eigentlich so gar nicht meins, weil sehr technisch, sau-eng und eigentlich immer rutschig, aber Spass macht es absurderweise trotzdem.
Nasse Wiese ist immer noch mein blind Spot, daher zur Sicherheit und aufgrund der Schlüsselstelle direkt auf die Matschreifen gewechselt.
Die sogenannte Schlüsselstelle war wie im letzten Jahr eine Stelle kurz hinter dem Start. Direkt vom Parkplatz geht es ohne Anlauf einen kurzen Anstieg auf nasser Wiese nach oben. Dieses Jahr zusätzlich noch off-camber und um eine Kurve. Da trennt sich die Spreu alleine schon aufgrund des Grips sehr gern vom Weizen. Vielen Dank an dieser Stelle an den Streckenbauer Jan ;)
Und wie so oft bewahrheitet sich auch hier die alte CX-Weisheit: man kann ein Crossrennen am Start nicht gewinnen, wohl aber verlieren.
Wenn man an der Schlüsselstelle nicht gut positioniert ist, kann man anschließend auf der engen Strecke kaum noch aufholen.
Im Umkehrschluss muss man eigentlich nicht mehr tun als maximale Power in den Start zu legen und als erster dort anzukommen.
So einfach wie genial..
Zwar ist der Startbereich ausreichend breit, knickt aber nach 50m scharf links ab und geht steil bergauf, bevor es in eine 90°Grad Links mit anschließender S-Kurve auf nasser Wiese auf die Strecke geht. Vom Start weg also volle Power und ein laktatproduzierender Sprint und ich komme in den Top 5 auf die Strecke. Die Schlüsselstelle kann ich zwar fahren, bleibe dann aber an der Hacke eines Laufenden (glaube es war Steffen) hängen und muss aus den Pedalen. Das Rennen läuft eigentlich gut, ich hab richtig Druck auf den Pedalen, aber auf der Wiese verliere ich immer wieder an Boden. Steffen ist die ganze Zeit vor mir und in Reichweite und ich komme Stück für Stück näher. In der letzten Runde kann ich mich ransaugen und im Schlusssprint hole ich mir auf der Linie P4. Die Formkurve stimmt :)

Wedel
Traditionell ein fieses Matschrennen, bei dem die üblichen Verdächtigen alle Bundesliga fahren.
In den letzten Jahren habe ich es irgendwie immer geschafft direkt hinter Anton Dumler den zweiten Platz zu ergattern, der mit diesem tiefen Matsch sehr gut klarkommt. Anton fährt mittlerweile jedoch nicht mehr, dafür ist es aber die Heimstrecke des diese Saison sehr stark fahrenden und mittlerweile das gelbe Trikot des Gesamtführenden tragenden Sebastian Voß.
Schon beim Einfahren merke ich, dass das heute gut wird. Die neue Streckenführung ist mir wie auf den Leib geschneidert. Kaum Kurven, kaum Matsch und viele schnelle Geraden. Ich starte wieder mal aus der letzten Reihe, doch auch hier läuft der Start gut und auf der Geraden kann ich mich direkt an Vossi ransaugen. Nach der ersten Runde packe ich den Stier bei den Hörnern und knatter auf der Start-Ziel-Geraden direkt vorbei. Er bleibt noch eine Runde dran und muss dann dem Tempo Tribut zollen. Vermutlich der gleiche Kardinalfehler auf der Heimstrecke und einmal zu oft eingefahren am Vortag ;)
Ich habe zum Ende hin fast eine Minute Vorsprung und kann die letzte Runde sowie die Zieleinfahrt mit obligatorischem Wheelie richtig geniessen. Saison Nummer 4, ich gewinne endlich mein erstes Cross Rennen, 24km/h im Schnitt und stolz wie Bolle. Und das mit meinem alten Crosser, der schon so viel mitgemacht und heftig gelitten hat. Während alle mittlerweile in neue Bikes investiert haben, fahre ich immer noch meinen Aero-Crossi mit Schnellspannern und Seilzuschaltung. Aber anscheinend funktioniert die alte Feile ja doch noch ganz gut...
Eigentlich ein perfekter Confidence Boost für die anstehende WM.

Knapp eine Woche vor der WM wird mein neuer Renner fertig. Ich weiß noch wie ich vor einem Jahr mit Andi diskutiert habe, der auch kurz vor der WM sein neues Crux bekommen hat und es dann nicht fahren wollte, aus Angst es geht kaputt. Jo, diese Angst kann ich nun auch eins zu eins nachvollziehen. Objektiv betrachtet gibt es vermutlich genau so viele Pros wie Cons entweder das neue Geschoss oder das Rad zu fahren, in dessen Sattel man mehr oder weniger erfolgreich drei Stevens Cups bestritten hat.
Aber wie so oft ist das Bessere des Guten Feind...
Zu der üblichen Frage vor jedem Rennen: welche Reifen mit welchem Luftdruck kommt jetzt die zugegebenermaßen unerwartete Luxusproblematik hinzu: welches Rad nehme ich denn?!
Einfacher wird die Auswahl schon mal nicht.
Der alte Crosser hat noch Schnellspanner und der Neue 12mm Steckachse.
Leider ist nur der Carbon-Laufradsatz umrüstbar, die Gunsha Alus mit den Matschreifen nicht.
Heißt also: Matsch=alter Crossi - kein Matsch=neuer Crossi
Um besser einschätzen zu können, wie geil der neue Renner wirklich rennt bin ich entgegen der ursprünglichen Planung am Samstag nach HH gefahren, um die WM-Strecke zu testen.
Und was soll ich sagen? Der neue Renner ist (natürlich) ein Traum. Beschleunigen, einlenken, bremsen.Und repeat. Alles fühlt sich so geil und leicht an. Nicht mehr so kippelig, weniger Rutscher, Schalten mit der DuraAce Di2 on point und crisp.
Dazu gute Beine. Kurzum: es fliegt. Das kann nur gut werden. Aufgrund der erfolgreichen Probefahrt entscheide mich ich für das neue Rad, lade das alte gar nicht erst aus und hoffe auf die gleichen oder bessere Bedingungen.
Letztes Jahr musste ich meine ganzen Ambitionen direkt am Start aufgrund des Sturzes begraben.
Noch dazu bin ich mit der vereisten Strecke eigentlich überhaupt nicht klargekommen.
Ich bin optimistisch das es dieses Jahr besser wird.

UCI WM HH
Sonntagmorgen, die Sonne scheint und wir rollen ohne Hektik aber mit viel Hoffnung Richtung HH.
Auf dem Parkplatz angekommen steigt die Spannung langsam. Es ist zwar kalt aber allem Anschein nach nichts gefroren. Das ist schon mal gut.
Leider kann ich vor dem Start nicht mehr auf die Strecke.
Okay, das ist Kacke aber nicht mehr zu ändern.
Dann also den alten Crossi ins Depot und weiter Warmfahren.

Ich hatte endlich mal Losglück und stehe neben Philipp Becker in der ersten Startreihe.
Die erste Kurve ist komplett vereist und sehr gefährlich, aber der Rest der Strecke sieht zumindest ganz gut aus.
Trotzdem mache ich mir Sorgen, dass die restlichen 60 Typen in der ersten Kurve direkt in mich reinkacheln. Hm, sollte ich doch eher den altbewährten Crossi nehmen? Aber nun ist es zu spät, die UCI will pünktlich starten.
Okay also volle Konzentration und kein Risiko eingehen. Der Start läuft gut, ich kann Becker absprinten. Dann Konzentration auf die richtige Linie.
Wie ich es erwartet hatte, absolutes Chaos beim Anbremsen auf die erste Kurve, schon kommen die ersten auf dem Glatteis vorbeigesegelt. Ich erwische eine halbwegs gute Linie werde aber direkt nach hinten gespült, während alles mit Macht nach vorne drängt.
Schon innerhalb der ersten Runde verliere ich bestimmt 20 Plätze.
Zudem sind die Bedingungen mal so gar nicht wie am Samstag.
Denn die Sonne hat die obere Schicht der Strecke aufgetaut und darunter ist alles gefroren.
Ich vermute auf Schmierseife fährt es sich deutlich angenehmer.
Ich komme null klar und bin nur am Rutschen.
Die Leistung die ich mir über Monate antrainiert habe ist da und wartet darauf abgerufen zu werden. Ich kann auf den Geraden und am Berg richtig Gas geben, aber stehe dann in den Kurven im Weg rum. Das Bergabstück mit S-Kurve, der Zuschauer Hot-Spot, ist für mich heute kaum fahrbar. Selbst der Greipels Andre läuft diesen Abschnitt.
Es ist zum Heulen. Ich falle immer weiter zurück. Vor nicht mal 14h bin ich da wie junger Gott runtergepflügt. Heute geht gar nichts. Es ist so rutschig und schmierig, dass man noch nicht mal richtig laufen kann.
Mehrfach liege ich am Boden. Mal hart, mal weniger hart. Einziger Trost: falls es einen Sonderpreis für spektakuläre Abflüge gibt, hole ich den garantiert. Selbst eine 180 Grad Drehung schaffe ich, ohne aus den Pedalen auszuklicken.
Dummerweise komme ich nicht auf die Idee, einfach auf meinen alten Crosser zu wechseln. Der steht mit den exakt für solche Bedingungen vorgesehenen Matschreifen im Depot und wartet.
Und wartet.
In der letzten Runde scheppert es mich dann in der leichten Links kurz hinter dem Depot noch mal mit über 30km/h so richtig hin.
Ich rappel mich auf und sehe das an meinem nagelneuen Renner der linke STI verbogen ist.
Das raubt mir dann endgültig das letzte Quäntchen Motivation, ich rolle enttäuscht ins Ziel und begrabe meine WM Hoffnungen bis auf weiteres.
Der Sieger hat zu dem Zeitpunkt schon geduscht und drei Franzbrötchen gegessen.
Nach dem Rennen kann ich mich zumindest noch aufraffen mit dem Greipel ein Selfie zu machen, der übrigens auch einige Bodenproben gezogen hat und weit abgeschlagen im Mittelfeld gelandet ist. Die Bedingungen waren heute wirklich nur was für richtige Cracks.
Fazit: wäre ich mal lieber mit dem alten Renner gestartet..


Nordmeisterschaften Kiel
Nach der WM motivationsmäßig so richtig im Nirvana, muss ich mich schon dazu aufraffen mich überhaupt anzumelden.
Aber der dynamische Master 2 nimmt ja heutzutage was er kriegen kann, man wird ja nicht jünger. #YOLO
Am Samstag geht es zum Weihnachtsgeschenke shoppen zum Citti und ich nutze die Zeit um von dort aus mit dem neuen Renner zur Strecke zu fahren und ein paar Testrunden auf dem Kurs abzuspulen.
Wieder bin ich nachhaltig von der Performance beeindruckt. Es rutscht, aber ist kontrollierbarer und es beschleunigt als gäbe es kein Morgen.
Wenn die Beine am Sonntag auch so frisch sind und es nicht regnet kann das gut werden!

Samstagabend setzt Regen ein und es schifft durch bis zum Sonntagmorgen...

Schon nach den ersten paar Metern wird mir auf der Einfahrrunde klar, das wird heute nix mit den Typhoon und dem neuen Renner.
Zwar kommt man halbwegs voran, aber nicht Nordmeister-schnell.
Die Rundenzeiten sprechen auch eine deutliche Sprache.
Also back to the roots und es erfolgt der Wechsel auf den alten Crossi mit den Matschreifen.
Läuft schon deutlich besser, aber mir fällt auch sofort der Unterschied im Handling auf.

Am Start dann der nächste Schock: nahezu Plattfuß am Vorderrad und auch hinten fühlt es sich nicht besser an.
Die Optionen sind sehr überschaubar.
Keiner hat eine Luftpumpe im Startbereich und zurück zum Auto schaffe ich es auch nicht mehr.
Wechseln macht nicht viel Sinn, denn die andere Hütte fährt auch nicht besser.
Ich nehme mir aber vor, dass diesmal als Backup im Hinterkopf zu behalten.
Schließlich ist so ein Zweitrad ja nicht nur zum Rumhupen in der Boxengasse gedacht.
Also Augen zu und durch.
So schlimm kann das ja auch nicht sein mit Plattfuss, es ist ja nur Wiese und Schlamm und Matsch und..

Klappe und konzentrier dich.

Endlich der Startpfiff und ab geht die Luzi. Grip ist ja da ohne Luft.
Vor mir teilt sich das Feld und es tut sich eine riesige Lücke auf und es sieht so aus als ob alle nicht durch die Pfütze in der ersten Kurve wollen.
Mir ist das egal, die Füsse sind vom Einfahren sowieso schon nass. Die nächste Rechts nehme ich mit viel Schwung ganz außen auf der Wiese und bin plötzlich auf P1.
Unbekanntes Gefühl, aber kann man sich dran gewöhnen schätze ich.
Okay, also Feuer frei.
Lange kann ich allerdings den Topfavorit Nico Evers, der diese Saison nicht nur ein UCI Gravel-Race gewonnen hat sondern allgemein so fit und leicht ist (<70kg) wie nie, nicht hinter mir halten.
Nico kennt die Strecke nicht, Einfahren ist so wichtig Bro!! :P
und biegt einmal falsch ab und ich kann dran bleiben.
Aber irgendwann zieht er wie ein Uhrwerk seine Runden und setzt sich immer weiter ab.
Zu allem Übel überholt mich auch noch ein unbekannter Dude, der nach ein paar kleinen Patzern meinerseits gute 10sec vor mir liegt.
Ich liege eigentlich ganz gut und sicher auf P3 aber Vossi kommt von hinten immer näher.
Mein Hauptkonkurrent um die Landesmeisterschaft..
Direkt am Depot pflüge ich mit knapp 30 durch den Matsch, das geht schon ganz geil mit so wenig Luft,
komme dann aber in einer Spurrille zu weit nach rechts und schepper ungebremst in die Streckenbegrenzung.
Ich mache einen Abflug über den Lenker und drehe dabei einen optisch sehr ansehnlichen Salto (sagen andere).
Ich muss mich kurz sammeln und mein Fahrrad aus der Abtrennung basteln.
Und natürlich ist Vossi direkt dran, aber ich kann ihn noch hinter mir halten.
So geht es hin und her.
In einigen Abschnitten ist er schneller, in den anderen ich.
An den Hürden ist er in der vorletzten Runde dann direkt dran, aber ich kann ihn jedes Mal wieder abschütteln.
Wenn der mich jetzt catcht, ist es wieder mal nur der Vizemeister.
Ich gebe alles und kann vorne bleiben, zudem küsst Vossi in der letzten Runde noch mal den Kieler Matsch.
Ich schöpfe neue Hoffnung denn gleichzeitig komme ich immer näher an P2, also alle Körnchen noch mal sortieren und Kette rechts.
Leider reicht es dann am Ende doch nicht mehr ganz aber auch so bin ich tatsächlich das erste Mal Landesmeister!
Nach unzähligen Vizetiteln in allen möglichen anderen Disziplinen.
Und das sogar mit meinem alten Crosser!
Noch dazu mit nahezu Plattfuss.
Später am Tag messe ich den Luftdruck.
Es sind beeindruckende 0.7 und 1.2bar.
Das ist echt krass wenig.
Und das erste Mal reift in mir die Erkenntnis, dass vielleicht doch alle recht haben und der geringe Luftdruck mehr ausmacht als man gemeinhin annimmt? Vorher bin ich nie unter 1.6bar gefahren, mein Standardluftdruck sind immer um die 1.8bar bei trockenen Bedingungen auch gerne mal über 2bar. Mit mehr Luftdruck hat es sich immer irgendwie geiler, schneller und weniger schwammig angefühlt.
Die Erkenntnis kommt zwar spät nach drei Jahren, aber sie kommt.
Das muss ich bei den nächsten Rennen gleich mal testen.

Elmshorn und Harburg
Es folgt das letzte Rennwochenende in 2024 und für mich die beiden letzten Rennen in der Saison.
Denn da ich so weit hinten liege in der Gesamtwertung lohnt es sich auch nicht bis nach Buchholz zu fahren, wo traditionell das Abschlussrennen stattfindet.

Elmshorn ist eine meiner Lieblingsstrecken. Ultra-schnelle Abfahrten, eine furchtbar lange Treppe und schnelle Kurven.
Es ist trocken und somit die Reifen- bzw Fahrradwahl klar. ;)

Einfahren läuft auch gut und ich nehme mir vor Nico Evers und Sven Lorenzen heute mal richtig einzuheizen.

Letzte Startreihe bin ich ja mittlerweile gewohnt, aber der Startbereich ist bis zur ersten Kurve recht breit und man kann gut nach vorne fahren.
Der Startschuss fällt und ich komme ganz gut weg, aber leider nicht bis ganz nach vorne. Nach zwei Runden liege ich stabil auf 2, Nico ist schon zu weit weg, aber Lorenzen hängt mir im Nacken.
In dem engen Gekurve am Depot schiebt er sich vorbei und macht im anschließenden Sprint direkt ein paar Meter gut.
Ich kann mich wieder ransaugen, Lorenzen stürzt und ich rolle wieder vorbei.
Doch viel Zeit hat er nicht verloren und er ist schnell wieder dran und ballert eine Runde später auf der Geraden im Sprint vorbei.
Der Abstand bleibt konstant und ich rüste mich für die finale Attacke.
Doch plötzlich kann ich vor den Hindernissen und den Laufpassagen (die auf der Strecke verhältnismäßig oft vertreten sind) nicht mehr richtig ausklicken. Ich muss vor den Hürden immer fast stehen bleiben um aus der rechten Pedale zu kommen und danach kann ich kaum noch einklicken. Lorenzen ist natürlich direkt weg, denn das wirkt sich erwartungsgemäß nicht so positiv auf meine Rundenzeiten aus.
Zudem kommt Vossi von hinten immer näher.
Irgendwie schaffe ich es aber doch noch den dritten Platz zu retten.

Im Ziel stelle ich dann fest, dass sich der rechte Cleat gelockert hatte und ich ihn beim Ausklicken immer mitgedreht habe. So viel zum Thema Rennvorbereitung und Pflege des Materials..
So schnell passiert mir dieser Anfängerfehler nicht mehr. Doch auch hier: Geschichte wiederholt sich. Tatsächlich war es in Elmshorn als ich dort in meiner ersten Saison Rheas Schuhe zerlegt und den linken Cleat aus der Verankerung gerissen habe..

Einen Tag später in Harburg sind beide Cleats bombenfest.
Sicher ist sicher.
Temperaturtechnisch fühle mich ein wenig an Kaltenkirchen erinnert, als ich mit Sitzheizung auf 1000 nach dem Warmfahren lieber wieder gen Heimat düsen wollte, als mich bei der Kälte, Wind und Regen an die Startlinie zu stellen.
Ich gehe heute trotz rutschiger Bedingungen etwas mehr Risiko ein und fahre den neuen Renner mit den Allroundern, passe aber den Luftdruck an.
Die ersten Einfahrrunden mit 1.2bar sind dann aber doch etwas zu wenig.
Die Strecke bockt, viele schnelle Kurven, zwei Treppen, wovon man eine laufen und die andere fahren kann.
Dazu ein furchtbar knackiger, aber sehr kurzer Anstieg und ein paar Kurven auf der Wiese.
Nachdem ich mich mit Tee im Auto sitzend wieder warmgeschlürft habe geht es ab zum Start.
Das dauert heute unglaublich lange und meine Motivation nähert sich gefährlich der Außentemperatur.
Wieder mal stehe ich relativ weit hinten aber zum Glück sind es wenig Starter.
Aber Vossi und Nico sind natürlich da.
Der Startpfiff reisst mich aus meiner Lethargie, ich lege einen Bombenstart hin, das Fahrerfeld teilt sich wie einst das Meer und so hänge ich direkt nach 50 Metern an Nicos Hinterrad.
Auch hier juckt es mich, keine Gefangenen zu machen und ich überhole ihn in einer der ersten Kurven.
Bis zur zweiten Treppe habe ich schon ein paar Meter gut gemacht.
Hier profitiere ich davon, dass Nico in der Regel etwas braucht, um ins Rennen zu finden.
Doch zu früh gefreut, die nicht ganz leicht zu fahrende Treppe macht mir einen Strich durch die Rechnung und ich liege da.
Aber egal weiter gehts.
Nico ist natürlich dran und drückt ordentlich aufs Tempo.
Wir liefern uns einen richtig coolen Dog-Fight mal liegt er vorn, mal bremse ich mich auf der letzten Rille vorbei.
Selten hat Rennen fahren so viel Spass gemacht.
Ich hänge bei Nico am Hinterrad während wir die lange Gegengerade runterknattern.
Am Depot scharf anbremsen und dann links abkippend den Berg hinunter.
Mitten in der Kurve macht es ein unschönes Geräusch und ich schlittere nach aussen, kann aber im Sattel bleiben.
Der Blick zum Hinterrad offenbart nichts Gutes.
Die ehemals adhäsive Verbindung zwischen Felge und Reifen, ja ja nix da bis dass der Tod euch scheidet, hat sich gelöst.
Ich stehe zwar in Sichtweite der Depoteinfahrt, aber leider hinter dem Depot.
Zurücklaufen ist nicht.
Nicos Fankurve aka die Von-Hachtis stehen am Depot und schauen mir zu.
Und unter lautstarken Rufen und Einbeziehung des Streckenposten wiederholen sie eben diese Regel.
Zurücklaufen ist nicht.
Auch die Tipps den Reifen wieder auf die Felge zu ziehen "Das ein Schlauchreifen! Das geht!" machen es nicht besser.
Die gesamte Runde zu rennen würde auch nicht viel bringen, dafür ist gerade diese Strecke zu schnell.
Somit beschließe ich in Sichtweite meines Ersatzrades, dass die Sitzheizung doch eine verlockende Option ist und gehe zum Auto.

Und wieder mal schlägt das Orakel von Keiler erbarmungslos zu. Denn Jochen hatte mir einen Tag vorher noch gesagt, diesen Schlauchreifenkleber muss man regelmäßig erneuern.. Nachdem er mir gesagt hat, dass die Cleats fest sein müssen..
So bleibt die Gewissheit, dass sowohl Leistung, als auch Fahrtechnik auf ansprechendem Niveau sind. Und das Material, jau das wird schon.. Irgendwann..

Buchholz
Hä?
Ja ich weiss was ich geschrieben habe.
Aber wenn du bei Discovery zuschaust wie sich die UCI-Athleten da regelmäßig eine reinsemmeln trägt das nicht dazu bei, die Kuhle in der Couch zu vertiefen.
Stattdessen lieber trainieren und Teile shoppen.
Hoffentlich liest meine Frau nicht mit..
Na gut, muss sie auch nicht.
Schließlich war der Hermes Bote so freundlich den Karton mit dem neuen Laufradsatz direkt vor ihrer Nase abzustellen.
Grandios..

Philipp Becker hat sich bei der WM so sehr abgelegt, dass er direkt beschlossen hat alle Teile zu verkaufen. Unter anderem besagten DuraAce C36 Carbon Laufradsatz mit meinen heißgeliebten Dugast Typhoon.
Ernüchterung, Verzweiflung und noch etwas ganz anderes machte sich dann jedoch breit als ich versucht habe, eine Kassette zu verbauen und die neuen Räder direkt zu testen.
Shimano hat doch tatsächlich einen Freilauf entwickelt der auf den wohlklingenden Namen Hyperglide L2 hört und sicher alles besser kann, allerdings mit dem nicht ganz von der Hand zu weisenden Nachteil, dass keine ich wiederhole KEINE 11fach Kassetten passen.
Nur Shimano 12fach.
Ein Schelm wer Böses dabei denkt.
Leider ergibt das in Kombination mit meiner 11f DuraAce einen Materialmix bei dem es dem gemeinen Fahrradfachwerkstattmitarbeitenden direkt kettenblattgroße Schweißperlen auf die Stirn treibt.
Da ich jedoch ein Faible für die Jugend forscht Abteilung habe, habe ich direkt eine 12f Kassette bestellt und getestet wie schlecht das wirklich schaltet.
Fazit: wer vor kurzem noch mit einer ausgeleierten Seilzugschaltung Rennen gefahren ist, der kommt auch damit klar.
Alternativ hatte ich versucht, den runtergesprungenen Reifen wieder an seine alte Liebe, die Felge, zu binden.
Aber mit einem lauten, trommelfellzerreißenden Knall, hatte sich dann auch diese Option erledigt.
Somit gab es für Buchholz weder einen Ersatzlaufradsatz noch ein Ersatzrad.
Also one shot ;)

Einfahren lief gut, vielleicht nicht die Beine des Todes, denn geplant war der Auftritt hier ja nicht.
Sondern eher als Test der 12f-11f Combo und ein kleiner Formtest nach der Weihnachtspause.
Nebenbei möglicherweise beflügelt von meinem Auftritt in Harburg wollte ich hier meinen Fight mit Nico fortführen.
Ach und die Sonne schien, also was soll der Geiz.
Die Strecke war etwas anders als sonst, aber alles in allem ganz brauchbar.

In der Startaufstellung schiebe ich mich illegalerweise ganz außen in eine ungenutzte Lücke eine Reihe nach vorne und stehe direkt hinter Steffen.
Die Startgerade ist kurz, wird enger und macht dann zwei 180°Kurven und einen 90° Rechtsknick bis es auf die Strecke geht.
Ich lege einen Raketenstart hin und kann mich direkt an allen vorbeiquetschen.
Die Vierkolbenanlage regelt beim Anbremsen auf die erste 180 und ich kann innen an Nico vorbeiziehen, der einen etwas weiteren Weg wählt und sich dann vor der nächsten 180 selbst ausbremsen muss.
Ich fliege um die 90° Kurve und knatter als Erster auf die Strecke.
Das Feld ist dicht gedrängt und gefühlt kleben mir alle im Nacken.
Die erste Runde kann ich sie alle hinter mir halten.
In dem kleinen Waldstück zu Beginn der zweiten Runde versucht Nico das erste mal vorbeizuziehen, obwohl ich voll auf dem Gas stehe.
Nach der Abfahrt kommt er auf einer kurzen Gerade vorbeigeflogen und dann geschieht etwas, was ich noch nicht so richtig verarbeitet habe.
Innerhalb weniger Kurven zieht er mir davon, als ob ich ich stehe und bis zum Spielplatz hat er mir schon 10m abgenommen.
Den Spielplatz konnte man beim Einfahren noch gut fahren, doch jetzt hat die Sonne wieder mal die oberste Schicht aufgetaut und es wird sehr schmierig.
Ich rutsche weg und muss Abspringen und Nico ward nie mehr gesehen.
Das muss ich erst mal verdauen und ich fahre mein Tempo konstant weiter, ohne heute auch nur ansatzweise in Schlagdistanz zu kommen.
Vossi kommt von hinten ran, rutscht dann aber auch weg und ich kann bis zum Ende den Abstand nach hinten problemlos halten.
So richtig schockt mich das jedoch alles nicht mehr und in den letzten Runden lasse ich es ruhiger angehen.
Nico fährt souverän zum Tages- und Gesamtsieg und ich komme deprimiert und weit abgeschlagen auf Platz 2 rein.
So hatte ich mir das nicht vorgestellt.
Vielleicht war es doch der eine Kloß zu viel zu Weihnachten.. ;)
Zu allem Übel gibt es an diesem Tag für den Sieger auch noch eine supercoole Radfahrerskulptur gesponsert von von Hacht.
Aber alles jammern hilft nicht.
Die nächste Saison kommt bestimmt.


Fazit:
Im Gegensatz zu den Vorjahren habe ich meinen Trainingsplan angepasst und zwischen den Rennen hart trainiert um mein Fitnesslevel nicht nur zu halten, sondern auch mit Blick auf die WM weiter zu pushen. In der Regel standen 2-3 mal die Woche laufen auf dem Programm mit hartem Intervalltraining, garniert mit Zone 2 Training und längeren Intervallen auf dem Rad. Durch das schnelle Laufen konnte ich meine VO2max ganz gut pushen, was ja für so ein hoch-intensives CX Rennen ganz hilfreich sein soll. Trotzdem lief es in den ersten Rennen nicht ganz so gut wie erhofft. Da muss ich wohl für die kommende Saison doch ein paar mehr Runden im Central Park drehen, um die radspezifische Leistung nicht zu verlieren.

Luftdruck wird mein Kernthema für die kommende Saison. Hier werde ich weiter experimentieren und vermutlich noch mal etwas investieren, um auch für den neuen Renner einen Matschreifen verfügbar zu haben.

Alles in allem war es eine sehr lehr- aber auch sehr erfolgreiche Saison.
Wenn die Vorbereitungen und die beruflichen Rahmenbedingungen passen, könnte ich mir vorstellen in der nächsten Saison mal wieder auf die Gesamtwertung zu fahren. Aber erst mal muss ich Teile shoppen, oder Schatz? :P

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