Binnenhafenrennen Hamburg & S-Cup-Bad Oldesloe

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RalfUrbschat
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Binnenhafenrennen Hamburg & S-Cup-Bad Oldesloe

Beitrag von RalfUrbschat » 29. Mai 2022, 17:32

An diesem Himmelfahrtswochende waren diverse Rennen im Angebot. Urprünglich war ein Rennen eingeplant, aber habe mich überreden lassen den S-Cup mitzufahren. Am Samstag startete ich beim Binnenhafenrennen.Auf der Hinfahrt stürmte und regnete es bei bescheidenen Temperaturen. Glücklicherweise hörte der Regen unmittelbar vor dem Rennen auf und die Straßen trockneten zügig ab, auch das 500m lange Kopfsteinplaster der 3km-Runde. Nachdem ich in der Woche schon 320km mit harten Intervallen trainiert hatte, waren die Wettkämpfe als Trainigswettkämpfe eingestuft, in denen ich nicht die volle Leistung erwartet habe. Trotzdem wollte ich versuchen in Fluchtgruppen zu kommen. In Hamburg ist das nicht gelungen. Als ca.15 Leute sich vom übrigen Feld separierten, war ich zu weit hinten eingeklemmt, um zur Spitzengruppe hinzusprinten. Als ich mich vorgearbeitet habe, waren sie zu weit weg und in unserer Gruppe wollte keiner so richtig Tempo machen, so dass ich das oft tat, aber mich dabei mehr oder weniger aufrieb. Das war mir dann auch egal, weil es eben als Training deklariert war. Habe "uns" dann zum Zielsprint gefahren. Dann sind alle an aus meinen Windschatten raus und ich hatte ehrlich keine Lust mehr mich in dieses Getümmel zu schmeißen.
Am nächsten Tag war um 10.40 Uhr der Start in Bad Oldeloe. Durch den Wettkampf in Hamburg hatten die Beine eine gute "Vorspannung", aber auch schon etwas müde. Am Start die üblichen Verdächtigen: Matthias Sterly, Lars Geisler, Christian Hamburg etc. Das Wetter war im Vergleich zu Hamburg wesentlich besser. Vom Start weg wurde die Steigung hochgkachelt. Anfangs dachte ich, ich gebe heute auf. Brauchte ein paar Runden, um meinen Körper zu überreden, heute wieder Höchstleistung zu bringen. Doch da war schon eine Lücke entstanden zu Sterly, Geisler, Michael Montag etc. Ich fuhr meinen Rythmus weiter. Meistens vorn und wenn mal zwei, drei Mann vor mir waren, reichte es, um in dem auf diesem Kurs geringen, aber vorhandenen Windschattten, ein kleine Erholung zu generieren. So hatte ich an der Steigung wieder Schwung und Kraft die anderen zu überholen. Das ging dann bis zum Schlussgong so. Beim letzen Anstieg investierte ich dann alles und war so in den nächsten Kurven vorn und konnte mich vor ihnen mit einen Schlusssprintchen ins Ziel retten. Gewonnen hat "natürlich" wieder Sterly. Unglaublicher Fahrer. Unterhalte mich nun bei jedem Rennen mit ihm, um von seinen Rennerfahrungen zu hören und wie welche "Renntaktiken" er einsetzt und für sinnvoll hält. Gibt wohl kaum einen unter den Fahrern, von dem man mehr lernen kann.
Zuletzt geändert von RalfUrbschat am 30. Mai 2022, 07:59, insgesamt 1-mal geändert.

Mitch
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Re: Binnenhafenrennen Hamburg & S-Cup-Bad Oldesloe

Beitrag von Mitch » 29. Mai 2022, 23:15

So richtig Bock hatte ich auf Wettkampf ehrlich gesagt mal wieder nicht, da ich eigentlich zwei relativ knackige Trainingswochen mit "vielen" Höhenmetern in Koblenz und Thüringen in den Beinen hatte. Als ich dann noch das YouTube Video der Strecke gesehen habe und mich wieder daran erinnerte wie ich beim Crossrennen den Anstieg auf dem ADAC Gelände hochgeschnauft bin, war ich mir nicht mehr so sicher ob die kurzfristige Anmeldung eine gute Idee war. Kurz vor dem Start fühlen sich meine Beine beim Warmfahren aber auch immer so an als ob ich direkt am ersten Berg die rote Laterne aufnehmen kann. Dann kam auf der Testrunde am Anstieg auch direkt der Jan Yama im Sprint vorbeigeflogen, da dachte ich nur Gute Nacht Marie..
Auf der Hinfahrt hatten Steffen (der hat heute Geburtstag!!) und ich natürlich wieder ausgiebig Zeit um zu analysieren und diskutieren wie wir das Rennen am Besten angehen. Wie immer waren wir wieder die letzten am Start, die Frau vom Imbiss kann auch erzählen warum. ;)

Start hab ich dann irgendwie verpennt, vor mir einer der nicht in die Pedale gekommen ist und auch bei mir wollte es nicht so richtig klicken.
Der Jan Y hat direkt vom Start an volles Mett attackiert, gefühlt war der am Ende des Berges als ich unten noch versucht habe meinen Fuß einzuklinken. Das war erst mal etwas verwirrend und ich bin die ersten Runden bisschen rumgerollt und hab mir das von hinten angeschaut, aber dabei tendenziell auch paar Plätze gut gemacht. Ralf und Steffen waren beide weit vor mir. Als ich mich dann so langsam rangesaugt hatte ging es dann auch mal wieder schön flott den Hügel hoch und irgendwann hab ich den Gashahn einfach noch etwas stehen gelassen und hab über die Kuppe direkt attackiert um die doch etwas größere Lücke zu Jan zuzufahren. Dazwischen hing noch ein Hachti Sen2 der aber auch nicht näher kam. Nachdem ich die dann alle irgendwie hinter mir gelassen habe versuchte ich weiter die Lücke zu schließen, die blieb dann aber so knapp bei 100m und erst nach einer Attacke von Sterly am Berg die ich mitgegangen bin waren wir auch wirklich dran. An Ausruhen war aber nicht zu denken, denn zwar machte Sterly der Floh am Berg immer ordentlich Druck und auch Jan war nach seiner Anfangsattacke ziemlich offen, aber irgendeiner musste ja auch Führung fahren, damit die Abgehängten nicht wieder aufschließen können. Zwar hatten wir noch Lars Geisler und einen weiteren Hachti in der Gruppe aber irgendwie fühlten die sich für Führung fahren und Pace machen nicht verantwortlich. Sehr enttäuschend. Also hab ich mich geopfert auch wenn es Körner gekostet hat, aber letztlich ist nix schlimmer als wenn die Ausreißer wieder eingeholt werden. Und ohne Bremser vor mir konnte ich mich auch schön in die Kurven eingrooven. Paar Attacken von Geisler, Jan oder Sterly gab es natürlich zwischendurch auch noch, aber die konnte ich alle mitgehen. In Runde 15 attackierte ich auch mal nachdem ich durch asoziale Kurvengeschwindigkeiten eine kleine Lücke gerissen hatte, aber die drei hinter mir haben die dann am Berg wieder zugefahren, da ich es nicht zielführend fand den Berg jedes Mal volles Mett hochzufliegen.
Irgendwann waren wir dann auch nur noch zu dritt, keine Ahnung wo die beiden Hachtis abgeblieben waren. Schon beeindruckend wie der Sterly jedes Mal diesen kleinen kack Berg hochtrampelt, aber ich denke der wiegt auch bestimmt 15kg weniger als ich.
Aber irgendwann war auch der weg und ich war mit Jan allein. Ich war etwas verwirrt, da es eigentlich 40km werden sollten und dann standen da noch zwei Runden auf der Uhr und ich hatte gerade mal knapp 30km auf dem Tacho.
In den beiden finalen Runden vor Schluss hat Jan am Berg direkt attackiert, konnte sich aber nicht absetzen. Dann kam endlich die Glocke und wir sind beide im Wiegetritt den Anstieg hoch, ich hatte noch genug Power um ganz oben mehr drüber zu drücken und mich vor ihn zu setzen. Ab da war mir dann eigentlich klar, dass er mich in den Kurven nicht mehr einholen wird. Trotzdem noch mal volle Konzentration auf highest Kurvenspeed und auf der Gegengerade vor der Start Ziel Kurve habe ich sogar noch mal einen Sicherheitssprint hingelegt, aber mit Einbiegen auf Start Ziel hatte ich auch schon gute 100m Vorsprung. Als ich dann über die Linie gerollt bin konnte ich mich erst nicht so richtig freuen, weil ich mir nicht sicher war ob es wirklich schon vorbei ist. Erst als der Mensch mit der Glocke geklatscht hat hab ich die Faust hochgerissen und mich über meinen ersten Sieg gefreut.

Zum Abschluss drei Takeaways:
-beeindruckend fand ich die Performance am Berg von Sterly
-enttäuschend fand ich die Vorstellung der Hachtis da sie (für mich unverständlich) keine Führung gefahren sind
-Kurvenspeed, Kurvenspeed, Kurvenspeed

Talking ´bout cornering speed: Bereits bei Kilometer 10 hatte ich in der scharfen Links nach der Vollgasrechts mit der linken Pedale aufgesessen und das Batteriefach der Garmin rausgerissen. Von da an also keine Wattmessung mehr. Zwischendurch hatte ich mal ein kleines Tief war nicht mehr so konzentriert und hab in einer engen Rechts so stark mit der Pedale aufgesetzt, dass es mir das Hinterrad einen halben Meter versetzt hat. Kurz darauf bin ich Jan in der engen Links fast hinten reingepfeffert, weil er in die Kurven nicht ganz den Speed mitgenommen hat. Hier zeigen sich imo wieder die Vorteile des Crossers, durch sehr hohe Kurvengeschwindigkeiten konnte ich mich quasi ab dem höchsten Punkt der Strecke immer rollen lassen und bin trotzdem in den Kurven an alle vor mir wieder rangekommen. Lohnt sich also da etwas beherzter ranzugehen, ist aber auch gefährlich da die Strecke Fehler nicht verzeiht.

Am Ende des Tages eine mir gut liegende geniale Strecke, gute Beine und ein schnelles Bike die heute zum Erfolg geführt haben.

Jochen
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Re: Binnenhafenrennen Hamburg & S-Cup-Bad Oldesloe

Beitrag von Jochen » 30. Mai 2022, 15:08

nach 5 Wochen Fahrrad nur im Reha-Modus und 3 Wochen mal wieder etwas Rennrad probieren,
waage ich mich nach Bad Oldesloe, meine Lieblings-Strecke will ich doch nicht verpassen.

Masters-4:
Am Start neben den U17, 3 bekannte starke Masters-4 und mehrere unbekannte Südländer.
Hier wird ja gleich cross-mäßig den Anstieg hoch gebrettert.
Das geht mit Mühe, all die ersten Runden reißen immer wieder kleine Lücken, die ich mühsam wieder zutreten/zukurven muß.
Und dieses U17-Rumgezappel, am Anstieg fast stehen bleiben, dann die wenigen KG maximal beschleunigen, nicht Meins.
Dann hab ich auch noch einen U17 vor mir der keine Kurven fahren kann.
Diese Lücke fahr ich nicht mehr zu, es wird immer mehr.

Jetzt fahr ich alleine, mein Tempo, gleichmäßig, schön rundes Gekuve mit ordentlich Schräglage, richtig Spaß.

Der Abstand bleibt gleich.
Bald ist es am Berg etwas weniger und jetzt könnte ich dooooch ....
Nächste Runde, jetzt am Berg ..., oben rüber, Mist, doch wieder Lücke.
Nächste Runde, ....
Fast 10 Runden brauche ich bis wieder vorne dran bin.

Jetzt ist wieder Schluß mit gleichmäßig, U17 Gezippel + Hr.Sopp und Norbert Scheuch.
Den letzten Anstieg hoch kann ich nicht ganz mitgehen und die Lücke kann ich jetzt auch nicht mehr schließen.
Platz 3, prima, es geht also noch.

Bei Masters 2+3
Steffen gut dabei, verpasst im Gewusel knapp Platz 3

Ralf fährt was er am liebsten mag. Einzelzeitfahren, volle Kanne, immer vorne,
sammelt fleissig Überrundete hinter sich, immer 20 Leute im Schlepptau. Platz 4 Masters-3.

Michael muß sich erst vorarbeiten, schafft es aber dann in die kleine Spitzengruppe.
Nach arg viel Vorne-Fahren hält er sich dann in der nur noch 2er-Spitzengruppe schlau zurück.
Den letzten Anstieg drückt er oben über die Kuppe an Jan vorbei, und hat damit den Sieg fast sicher.
Der Sprint auf den letzten Metern ist gar nicht mehr nötig, Platz 1, ziemlich stark.
Nur 10 Masters-2+3 Fahrer wurden nicht überrundet.

Elite:
Simon verpasst leider die entscheidende Attacke, auch später eine Attacke von Max Lindenau geht nur Niels Becker mit.
Am Ende Platz 6 nur noch knapp hinter Max.

Die Elite unter den Rennradfahrern scheint ja besonders Preisgeld-sensibel (s.Binnenhafenrennen) und wetterfühlig (s. Wettervorhersage) zu sein.
Alle Starter in Bad Oldesloe haben sich über das real schöne Wetter und die trockene Strecke gefreut.

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