3 dage i nord

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Simon
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3 dage i nord

Beitrag von Simon » 11. Apr 2023, 09:27

3 Tage, 300km, 300Watt im Schnitt.
So in etwa habe ich die Ostertage im nördlichen Dänemark verbracht.

Aufgrund der langen Fahrten und sonstigen Anstrengungen neben den Rennen, zu denen ich alleine anreiste, dachte ich mir ein Start in der C-Klasse würde mir etwas "Druck" abnehmen. Doch dieser Irrglaube sollte sich sehr schnell in Luft auflösen. Vermutlich aufgrund des amtierenden TdF Siegers und des Starts ebendieser im letzten Jahr in DK, befinden sich in der C-Klasse eine Menge sehr junger und leidensfähiger Fahrer, auf einem Niveau, dass nicht mit dem vor drei Jahren, als ich zuletzt dort startete, zu vergleichen ist.

Hjörring
Das erste Rennen am Samstag nach 400km Anfahrt. Viel Wind, viele Höhenmeter. Die Strecke war mir nicht mehr präsent. Es gingen sofort Attacken. Ich versuche mich vorne zu arrangieren. Das Tempo ist mörderisch. Zweite Runde, ich werde vor einem der Anstiege durchs Feld zurückgetrieben. Da geht vorne die Lutzi. Das Feld zerreisst vor mir. Ich komme nicht zur vorderen Gruppe. Mit meiner Gruppe weiter im flotten Kreisel, doch es reicht nicht. Ich attackiere aus dem Kreisel heraus und fahre davon. Meine höchsten Leistungwerte des Jahres reichen nicht im Ansatz - die Spitze siegt mit 10 Minuten Vorsprung.
Am Ende war ich total erschöpft und desillusioniert. Weitere 120km zur Unterkunft, waschen, essen, schlafen.

Thy/ Hanstholm
Nach der Schinderei vom Vortag hatte ich mich am Morgen bereits gut erholt. Richtige Ernährung und viel Trinken wirken Wunder.
Ich wusste nicht, wie ich das Rennen angehen sollte und entschied mich spontan doch wieder auf volles Risiko zu gehen.
Auf der Strecke ging es eine schnelle Abfahrt runter zum Hafen. Dort war eine lange Gerade mit üblem Gegenwind zu bezwingen, bevor es in einen langen Anstieg ging, bei dem der Wind seitlich von vorn kam. In der zweiten Runde hatte ich die Stelle bereits erfolgreich angetestet und in der dritten Runde bot sich dann ein mir sehr zuträgliches Bild. Die U17, die zwei Minuten vor uns startete war in Reichweite gekommen. Im Hafen waren zwei Gruppen U17 zu sehen. Die hintere wollte naturgemäß die vordere einholen und arbeitete hart im Wind. Unsere Klasse hatte keine Motivation im Wind zu arbeiten. Also habe ich voll in den Wind attackiert. Sofort entriss ich dem Feld und arbeitete mich durch den Hafen zur ersten U17 Gruppe. Die fuhren deutlich schneller als mein Feld. Ich hielt Abstand und konnte dennoch minimal von deren Sog profitieren. Mein Führungsfahrzeug fuhr vor die U17. Die Gruppe schloss beim Anstieg zum U17 Feld auf. Ich mit 10m Abtsand dahinter. Überholen konnte ich die jungen Wilden nicht. Am Anstieg fielen ein Dutzend U17 Fahrer wieder zurück.
Oben angekommen schien sich das Tempo zu reduzieren und ich setzte zum Überholvorgang an. Doch aus dem großen Feld gingen bereits Attacken, bevor ich vorbei war. Also wieder 10m dahinter. Rückenwind, Wellen, wildes Gekurve und dann in den härtesten der Anstiege.
Hier kamen zwei C-Fahrer plötzlich an mein Hinterrad und beschwerten sich, ich würde zu dicht an den U17 fahren. Ich sagte "no Chance to pass, but we can try now". Also sind wir im Antieg an den U17 vorbei, wobei ich dann auch fairerweise die meiste Arbeit getan habe.
Wir fuhren dann weiter zu dritt die letzten zwei Runden. Das Feld saß uns unangenehm im Nacken. Immer wieder zu sehen, teilweise unangenehm dicht. Niemals aufgeben! Auf der letzten Rückenwindpassage habe ich maximal aufgedreht, denn kurz vor dem Anstieg wird im Feld keiner arbeiten wollen - Sekunden die wir brauchten.
Bis 1km vorm Ziel gingen alle drei durch die Führung. Dann pokerte ich am Hinterrad des vermeintlich stärkeren. 300m - er ballert los. Meine Beine noch 1a - 1000+W BÄHHMM! Sieg! Huch!? Genial!

Bild

Aalborg
Und am dritten Tag wieder ordentlich pustig. Hoch den Anstieg - Gegenwind, Attacken. Einer setzt sich ab. Das Tempo geht raus. Das Feld geht in die Breite. Ich fahre mit Schwung an die Seite, so dass es aussieht als wollte ich mich auch drücken. 2 - 3 - 5 Meter Lücke und Attacke. Nur ein weiterer Fahrer antizipierte meine getarnte Attacke und war an meinem Hinterrad. Das Feld war schnell weit weg. Der Fahrer vor uns aber auch noch. Mit ordentlich Druck konnte wir ihn nach einigen Kilometern erreichen. Zwei Runden später kamen sechs weitere Fahrer zu uns. Dabei waren solche Drauftreter, dass ich sofort merkte, es wird mir jetzt richtig weh tun. Es wurde so hart und schnell gefahren, dass ich Führungen aussetzten musste. Dann kam die A-Klasse von hinten und das Chaos begann. Fahrer, Autos, noch mehr Fahrer und wir dazwischen. Eine Runde A-Tempo in bedenklicher Position. Dann am Startansieg attackiert einer, ich kann das nicht mehr mitgehen. Es folgen zwei Runden mit versprengten U19 und einem B-Fahrer. Humanes Tempo (39,5 statt 42). Am Ende Platz 7, noch weit vor dem C-Feld ins Ziel.

Gesamtwertung Platz 4 mit 130 Punkten. 131 und ich wäre auf dem Treppchen gelandet.

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