How (not) to Cyclocross..

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Mitch
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How (not) to Cyclocross..

Beitrag von Mitch » 15. Dez 2021, 17:03

Zur allgemeinen Belustigung und als lessons learned ein kurzer Abriss zu meiner bisherigen CX-Karriere ;)

Wie Manni bereits angemerkt hat befinde ich mich immer noch im Lern-Modus.
Angefangen hat alles vor ein paar Monaten als ich gefragt wurde, ob ich einen Crosser mit 32er Reifen besitze und Interesse habe CX Rennen zu fahren.
Zwar hatte ich meinen Crosser sukzessive zu einem semi-schnellen Aero-Rennrad umgerüstet, doch die Laufräder standen schließlich noch rum.
Also kurzerhand in den Herbstferien bei Bike24 Schwalbe-Reifen geordert und am Freitagabend nach der Rückkehr aus DK fix umgerüstet.
Schnell noch das kleine 40er NW-Kettenblatt drauf und die MTB Pedale dran.
600m Testfahrt ums Dorf und zwei drei Mal auf und abspringen im Garten geübt.
Das waren meine Vorbereitungen für meine erste Cyclocross-Saison als frischgebackener Lizenzfahrer..

Wie mein erstes Rennen in Norderstedt gelaufen ist, versuche ich möglichst neutral zu beschreiben.
In der dritten Kurve nach dem Start haben sich meine heißbeliebten aber zwanzig Jahre alten Radschuhe einfach in Luft aufgelöst, indem sich die Sohle komplett vom Oberschuh getrennt hat. Ergo keinerlei Kraftübertragung mehr möglich und ich hab auf dem schnellen Kurs sofort Unmengen an Zeit verloren. In der Nähe von Start/Ziel habe ich mir überlegt kurz zum Auto zu sprinten und meine Ersatzschuhe anzuziehen. Ich bin dann direkt an der gleichen Stelle wieder auf die Strecke und die Runde zu Ende gefahren. Am Ende der ersten Runde hat mich ein sehr "netter" Mensch darauf hingewiesen das ich die Strecke verlassen habe und damit disqualifiziert bin.

Diesen sehr deprimierenden Start in meine erstes Rennen als Lizenzfahrer musste ich tatsächlich erst mal verdauen.
Aber das Rennen auf dem Kolonistenhof war ja schon in Sicht.
Dankenswerterweise haben einige Athleticos angeboten mit mir zu trainieren und so bin ich u.a. mit Steffen am Sonntagvormittag in RD über den Spielplatz gepfeffert und hab unter den entrüsteten Blicken der anwesenden Mütter Sandkästen umgepflügt.

Dann kam auch schon relativ verzugslos der Aufruf, die von Jochen designte Strecke einzufahren. Das Angebot hab ich natürlich am Donnerstagabend im Halbdunkeln sofort angenommen und dabei schon gemerkt, dass das höllisch hart werden wird.
Am Freitagnachmittag war ich erneut mehrere Runden auf der Strecke, um danach auf dem Hütti-Trail noch etwas auszurollen..
Warum ich das alles so herleite zeigte sich am nächsten Tag, denn schon in den ersten Runden merkte ich, dass einfach nicht genug Dampf da ist und meine Fitness nicht mal annähernd ausreichen wird, um ins Renngeschehen einzugreifen. Zudem ist mir bei einer Aufholjagd auf einem schnellen Bergabstück das Vorderrad weggerutscht und ich habe mich erst mal richtig lang gemacht, inklusive abgebrochener Garmin Halterung usw. War aber glücklicherweise nur weiche Wiese, also Garmin einsammeln, Krone richten und weiter ging es.
Mit Platz 9 von 14 war ich dann aber schlussendlich doch halbwegs zufrieden, da ich zum Ende hin auch wieder recht nah an Steffen dran war.

Direkt am Sonntag ging es weiter in Kaltenkirchen und da war der Name leider Programm.
Knackige Temperaturen und regelmäßiger Platzregen hatten den Kurs extrem aufgeweicht.
Wieder mal tiptop vorbereitet konnte ich schon nach den Einführungsrunden meine Renngarnitur auswringen und ich musste mich erst mal
im Auto bei laufendem Motor wieder auftauen. Zu dem Zeitpunkt hatte sich meine Motivation gefährlich nahe der Außentemperatur genähert und ich war kurz davor einfach sitzen zu bleiben und mit Sitzheizung auf 1000 gen Heimat zu fahren.
Das Rennen verlief ereignislos, ohne fiesen Sturz und ich habe mich nur einmal mit dem Lenker im Absperrverband verfangen. Ansonsten konnte ich gegen die Konkurrenz nicht viel ausrichten und gerade bei derartigen Bedingungen sind Schlauchreifenfahrer deutlich im Vorteil. Zudem machte mir erneut meine Fitness zu schaffen und ich musste die steilen Anstiege wirklich langsam hochkrabbeln.
Aber immerhin Platz 7 von 13.

Im Anschluss an dieses Wochenende habe ich hart an mir gezweifelt. Ich wollte einfach nicht so richtig verstehen warum ich beim Cyclocross so gar keine Chance habe, nachdem es mir relativ leicht fiel in der Hobbyklasse beim KiWo Rennen den zweiten Platz zu holen. Grundsätzlich habe ich die Fahrtechnik ausgeschlossen, dafür fahre ich einfach schon zu lange Rad. Natürlich ist es was anderes mit schleifender Pedale und knapp 50 die Start/Zielkurve in Mettenhof zu nehmen oder in knöchelhohem Matsch mit 5km/h Haarnadelkurven zu fahren und gerade Auf- und Abspringen, Tragen usw. muss speziell geübt werden, aber prinzipiell sehe ich da keinen riesigen Nachholbedarf.
Ich hab mich in der Nachschau des Rennens zum Beispiel gefragt warum ich nicht in der Lage war, in Kaltenkirchen die Berge hoch zu sprinten wie alle anderen. Die Frage konnte ich mir zwar direkt am Auto beantworten, als ich aus meinen ohnehin schon sackschweren SIDI MTB-Winterschuhen einen guten halben Liter Schlammbrühe gekippt habe, aber auch so haben die Rennen so gar keinen Spass gemacht. Es war einfach nur anstrengend, Puls um die 180 und jede Runde gehofft, dass es bald vorbei ist.
Ein langes Gespräch mit einem meiner Radkollegen hat mich dann auf die richtige Fährte gelenkt. Des Rätsels Lösung war vermutlich einfach Überanstrengung oder sogar Übertraining. Am Ende der Woche mit den beiden Rennen lag meine Relative Leistung laut Strava bei knapp 770.
Also habe ich erst mal knapp zwei Wochen mehr oder weniger pausiert und strikt GA1 gemacht.
Zweiter Ansatzpunkt war des Radlers Lieblingsbeschäftigung, Teile shoppen. ;)

So war ich zumindest mental gut gerüstet für das Rennen in Bad Oldesloe.
Mittlerweile hatte ich mir eine Wattmesspedale besorgt, um zu sehen ob ich ausreichend Leistung generiere oder es wirklich rein die körperliche Fitness ist die mir scheinbar abhanden gekommen war.
Das Rennen lief gut und ich hatte sowohl Druck als auch ausreichend Puste, um zu attackieren. Etwas übermotiviert habe ich dabei sogar den Lokalmatador Toni Carboni mal kurz beim Überholen weggeschubst. Das Karma liess aber nicht lange auf sich warten und zwei Kurven später hab ich mich beim Wechsel von Wiese auf Asphalt mordsmäßig abgelegt. Das hat wirklich ordentlich gescheppert und mir hat es dabei auch die Kette runtergeworfen. So hab ich natürlich einige Plätze verloren und die anschließende Aufholjagd hat ziemlich Körner gekostet.
Aber am Ende war ich doch zufrieden mit meiner Leistung und bin auf Platz 10 von 18 angekommen.

Von diesen "Erfolgen" motiviert habe ich mich für die Nordmeisterschaften gemeldet.
Natürlich ausgerüstet mit neuem Material nach der Shopping Orgie.
Leider hat sich schon in Runde zwei auf einer recht guten Position liegend der frisch mit TUFO MTB Klebeband befestigte Schlauchreifen gelöst und das Ding war gelaufen. Obwohl Gisbert, der mir stets mit Rat und Tat zur Seite steht und bei auftretenden Problemen immer sofort zur Stelle ist, und ich in einer Nacht- und Nebelaktion am Freitagabend die alten Reifen abgerupft und mühsam den alten Kleber abgeschabt hatten, wollte das Band den Belastungen einfach nicht standhalten. Sehr ärgerlich

Aber glücklicherweise haben wir im Verein sehr viele hilfsbereite Menschen und Jochen konnte mir vor dem nächsten Rennen die Schlauchreifen richtig festkleben.

In Elmshorn stand ich sowohl top motiviert, als auch nahezu top ausgerüstet am Start und genau so lief es dann auch.
Die Strecke lag mir einfach, das habe ich direkt beim Einfahren gemerkt. Sehr flowig mit vielen schnellen Kurven und wenig Tragekram.
Vom Start, mittlerweile immerhin Startreihe drei, bin ich sehr gut weg gekommen und lag direkt hinter Koß und Kneller. In Runde zwei bin ich allerdings beim Aufspringen nach der Treppe statt auf den Sattel auf mein Hinterrad gehüpft, was zu allem Überfluss anscheinend auch nicht so superfest war. Nun ja, irgendwie habe ich es geschafft es dabei aus der Halterung zu kicken. Also anhalten, Rad umdrehen und den Schnellspanner fest knallen. Die Aktion hat mich sechs Plätze gekostet die ich nun wieder hart erkämpfen musste. Das kostete viele Körner und in den letzten beiden Runden war für die Abschlussattacke an Koß vorbei nicht mehr genug Dampf da. Zu allem Übel holte mich mein altes Schuhproblem wieder ein...
Seit Kaltenkirchen war ich mit Rheas auch nicht mehr ganz taufrischen Schuhen unterwegs und bei einer besonders fiesen Wurzel machte es plötzlich knack und ich konnte das linke Pedal nicht mehr einklicken. Ich dachte erst ich hätte die Bügel verbogen, aber im Ziel zeigte sich leider das ich den kompletten Cleat aus der Sohle gerissen hatte..
Zum Glück hatte ich mir ausreichend Vorsprung erarbeitet und ich konnte in den letzten anderthalb Runden mit einer Pedale meinen Platz ins Ziel retten.
Platz 10 von 21.

Zusammenfassend kann man sagen, dass Cyclocross Rennen schon sehr spezieller Radsport ist.
Mittlerweile muss ich aber auch gestehen, dass ich echt Blut geleckt habe und es so langsam anfängt Spass zu machen..

stay tuned
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Mitch
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Re: How (not) to Cyclocross..

Beitrag von Mitch » 20. Nov 2022, 00:08

Da die Cyclocross Saison sich schon wieder dem Ende nähert und endlich die wohlverdiente Ruhephase in greifbare Nähe rückt, dachte ich mir die Zeit ist gekommen, um zur allgemeinen Erheiterung hier mal ein paar Eindrücke der letzten Rennen zu teilen.

Trainiert habe ich dieses Jahr erneut nicht nach Trainingsplan, sondern eher nach Lust und Laune.
Ob sich strukturiertes Training a la "10@120+15SSP+15FTP x2 over under I don´t know" am Ende des Tages wirklich auszahlt kann ich nicht bewerten.
Dafür ist mein Alltag einfach zu wenig planbar.
Meine erste Strassensaison als Lizenzfahrer lief ja eigentlich ganz gut mit Vizemeister SH und Platz 3 im Specialized Cup.
Zum Ende hin konnte ich noch mal ein Rennen in Segeberg gewinnen und damit die Geschichte mit dem Beinahe-Sturz nach der Kollision auch ad acta legen.

CX Training habe ich eigentlich mehr oder weniger komplett vernachlässigt und stattdessen meine Fahrtechnik eher auf einem schnellen XC-MTB verbessert. Ob das wirklich zielführend ist weiß ich leider nicht, aber es hat definitiv Spass gemacht und das ist für mich eigentlich die Hauptsache.
In der Pfalz bei mediterranen Temperaturen 20% Rampen hochzuschnaufen ist zwar alles andere als spaßig, aber auf der anderen Seite die Singletrails hinab zu pflügen um so mehr.

Doch nun genug der Vorgeschichte.
Materialtechnisch blieb alles weitestgehend beim Alten, nur hab ich meinen alten Strassen-Carbon-LRS auf Tubeless umgerüstet und mit den normalen Schwalbe Allround bestückt, um dieses Setup bei trockenen Bedingungen nutzen zu können. Kurzzeitig hatte ich tatsächlich überlegt die 28er Hell of the North Reifen (Paris-Roubaix) zu testen, aber nach einer Proberunde an der Eckernförder Steilküste entlang hab ich die Idee Gott sei Dank verworfen. ;)
Die Schwalbe Tubeless Kombi hab ich auf zwei kurzen Touren in meiner neuen Unter-der-Woche-Wahlheimat Rostock getestet und dann ging es auch direkt mit Gisbert am Samstag zum Rennauftakt nach Mölln.

Mölln

Dadurch das Gisbert als Helfer eingeteilt war, konnte ich schon direkt am Morgen Proberunden fahren und mich mit der Strecke vertraut machen.
Eine herrliche Strecke. Direkt beim Einrollen habe ich schon gemerkt, dass mir die gut liegt. Wenig Sand, keine Hindernisse und viele schnelle Kurven. Einzig und allein die Strecke direkt durch den Wald fand ich nicht so spannend. Denn da lief die Strecke einfach mal quer durch weichen feuchten Waldboden und das zudem auch noch leicht ansteigend. Waren zwar nur knapp 400m aber es begann mit einem kleinen steilen Anstieg, dann eine sehr enge wurzelbewehrte 90° Kurve und dann das Stück gerade aus über den weichen Waldboden. Fühlte sich an wie mit Fahrradanhänger.
Gegen Mittag begann es zu regnen und der Boden auf der Rennstrecke wurde fester und dadurch deutlich schneller, aber auch rutschiger.

Am Start war ich todesnervös. Neben tausend Gedanken zur Performance meiner Beine schossen mir natürlich die üblichen Fragen durch den Kopf, ob das Material hält, wie fahre ich die erste Kurve an, an wessen Hinterrad hefte ich mich, hoffentlich kachelt mich keiner um.
Denn der Startgerade folgt ein schnelle Bergab-Passage und eine 90° Spitzkehre in der sich innen sehr viel loser Bodenbelag angesammelt hatte.
In den vorherigen Rennen hatte ich mir zwar immer die Starts sehr genau angeschaut und eine passende Linie gewählt, aber meisten kommt es anders usw.
Mannis Pfiff riss mich aus meinen Tagträumen und schon ging es los. Starten ist irgendwie nicht so meins, entweder komm ich nicht in die Pedale oder häng an irgendeinem Hinterrad fest. Doch zum Glück war die Strecke breit genug und Platz für alle - bis zur erwähnten ersten Kurve. Bremsen und rum. Grob Platz 5. Gut, das fühlt sich schnell an, Beine sind da, also ordentlich Feuer und an die anderen ransaugen. Vorne wie immer das Führungstrio aus Nico Evers, Sebastian Hannöver und Sven Lorenzen. Lorenzen war mit seinem Italien Trikot immer gut zu erkennen, also hab ich versucht da dran zu bleiben. Direkt vor mir haut sich dann in einer schnellen Rechts plötzlich Hannöver volles Mett hin, steht aber innerhalb von Sekunden wieder auf und reißt in der Drehung sein Fahrrad rum. Ich kann nur knapp seinem fliegenden Fahrrad ausweichen, komme aber vorbei. Also jetzt Platz 4. Läuft ja.
Die Spitze kann ich jedoch nicht ganz halten und dann ramme ich direkt in der ersten Runde einen Stromkasten und bleibe hängen. Zudem sitzt mir auch Anton Dumler im Nacken, der immer wieder überholt und versucht weg zu fahren. In der Mitte des Rennens hat sich Anton dann mittlerweile etwas zurück fallen lassen. Aber in den Kurven sehe ich dann auf einmal wieder einen Stevens Fahrer näher kommen. Erst dachte ich es ist so ein Elite Spross, aber beim Näherkommen merke ich das es Hannöver ist der sich meinen vierten Platz schnappen will. Wie es denn natürlich auch vorprogrammiert ist wenn man mehr nach hinten als nach vorne fokussiert ist, lege ich mich dann auch einmal richtig schön ab aber verliere zum Glück nicht viel Zeit. Trotzdem zieht Hannöver an mir vorbei und lässt mich dann zu allem Überfluss auch noch so richtig stehen. Nachdem ich mich damit abgefunden habe, rolle ich mit reduziertem Tempo rum, da weder nach vorne noch was geht, noch von hinten jemand kommen kann.
In der Abschlussrunde noch einen männlichen Sprung über den riesigen Motocross-Kicker und das war das erste Rennen.

In der Datennachlese habe ich festgestellt, dass ich vor allem in dem Waldstück richtig Zeit auf die Spitze verloren habe, obwohl ich das Stück jedes Mal mit deutlich über 400W gefahren bin. Da war die Übersetzung an dem Tag einfach zu klein mit max 25 hinten und 40Z vorne.
Alles in allem aber super happy mit diesem gelungenen Einstand.

Tag 2 hab ich mir aus familiären Gründen und der langen Fahrt (leider) geklemmt.

Norderstedt
Wer sich erinnert, hier fand in der letzten Saison mein Debüt als Lizenzcrosser statt, welches nach bereits einer Runde aufgrund dusseligem Regelverstoß ein Ende fand.
Schuhe sind ja mittlerweile top, also daran kann es nicht mehr liegen. :mrgreen:
Beim Einrollen direkt festgestellt, dass es mal wieder eine Schlammschlacht wird und sofort auf die Schlauchreifen gewechselt. Fuhr sich schon wesentlich cremiger, aber immer noch rutschig. Problem in Norderstedt ist der Matsch und Schlamm, in Kombination mit den vielen Wurzeln. Zu niedriger Luftdruck rächt sich hier direkt mit felgenpenetrierenden Durchschlägen.
Aber ein Kurs der mir liegt. ;)
Start ist allerdings so gar nix für mich. Weniger als 100m bis zur ersten knackigen Links, dann Matsch, Baum links, Baum rechts, Engstelle, Matsch, Kuhle usw.

Okay, gleich ist Start. Vorher aber noch kurz von allen durchbeleidigen lassen und die eigene Dummheit feiern. Wer nachmeldet startet aus der letzten Reihe... Ich hasse es
Auf eben diesem Kurs aufgrund oben genannter Gründe fatal.
Nicht nachdenken, nicht ärgern. Klappt nicht. Egal, Pfiff und Start. Rolle als nahezu letzter in die Kurve rein, Baum links, Baum rechts, Matsch, Kurve Kuhle. Rumms. Plötzlich liegt Anton quer auf der Strecke und blockiert alles. Bis sich alle entwirrt haben sind Evers und Co nicht mal mehr in Sichtweite. Also mal wieder Ohren anlegen und Kette rechts. Schon nach den ersten Runde quietscht und knirschelt alles und Schalten wird zum Geduldspiel. Nichtsdestotrotz mache ich fleissig Plätze gut und kämpfe mich mit Anton durchs Feld. Der wird hinten raus etwas langsamer und ich kann wieder mal vorbeiziehen bzw bittet er mich sogar vorbei zu fahren. Natürlich lässt er danach trotzdem nicht locker und gängelt mich mit seinem Geschnaufe durch die nächsten Runden. Irgendwann stellt sich dann wieder das gewohnte Bild ein. Die Spitze ist weit entfernt und von hinten kommt auch nix mehr. Also Cruise Mode an und mit 170er Entspannungspuls die letzten Runden und das schöne Ambiente geniessen. Abschlusswheelie über die Ziellinie direkt auf Platz 4. Dankenswerterweise hatte Hannöver seinen Bruder dabei, der statt Sven Lorenzen den dritten Platz einnimmt. Läuft bei denen...

Kaltenkirchen

Für mich zwei Wochen Pause, (Hannover war mir zu weit) die ich für eine rennartige CTF in Tappendorf und viele GA1 Ausritte auf dem Renner genutzt habe. Denn im Gegensatz zum Vorjahr wollte ich zwischen den Veranstaltungen meine relative Leistung so gering wie möglich halten, um ausgeruht zu sein für die doch sehr intensiven Rennen.
Doch zuvor kamen noch ein paar unerwartete Anrufe an. Erst hatten sich meine Tochter und meine Frau mit Covid infiziert und auch Steffen hatte am Tag nach Tappendorf zwei Striche auf der Skala.
Klasse, also Seuchenlevel 1000.
So richtig gut habe ich mich dann eine Woche später am Renntag trotz durchgehend negativer Tests und null Symptomen nicht gefühlt, entweder hatte mein Immunsystem so hart zu kämpfen oder es war einfach ein Formtief.

Kaltenkirchen an sich an dem Tag aber indirekt proportional zum Namen. Kein Matsch und strahlender Sonnenschein. Und das am 23. Oktober. Am Ende war es sogar so warm, dass ich kurz/kurz gefahren bin. Vor einem Jahr bin ich hier fast am Sitz festgefroren. ;)
Strecke war deutlich flowiger und schneller als letztes Jahr. Aber wieder mit dieser riesigen Sand-Passage direkt am Wasser. Mit Sand komm ich trotz der beruflichen Nähe zumindest auf dem Rad nicht so gut klar. Zudem wieder zwei riesige Baumstämme über die man nicht mal ansatzweise springen kann.

Dafür war aber der Start dieses Jahr schöner angelegt, denn es ging nicht direkt den Todesberg hoch, an dem ich letztes Jahr mit zwei Litern Wasser im Schuh fast verzweifelt bin. Direkt in der ersten Runde hab ich gemerkt das heute einfach kein Druck auf dem Pedal ist. Trotzdem lag ich nach dem Start ganz gut im vorderen Drittel. Vielleicht hatte ich die Paddeltour vom Vortag noch in den Fingern, denn irgendwie konnte ich den Lenker nicht richtig festhalten und beim Anbremsen auf eine Kurve hat es mich fast abgeworfen. Musste schnell ausklicken und stabilisieren und hab dabei den ganzen Verkehr aufgehalten, konnte mich aber halten ohne Plätze zu verlieren. Mit Vollgas heize ich dann, immer noch in der ersten Runde, in die zweite Sandgrube, nur leider ist die Spur mittlerweile so tief, dass ich zum Ende hin das Gleichgewicht verliere und mit einem eleganten? Vorwärtssalto und einem riesigen Knall die Streckenbegrenzung mit drei Pfosten abrasiere. Muss spektakulär ausgesehen haben, Uwe Holst schaute nämlich ganz verwundert als ich wieder aufgestanden bin. Am längsten dauerte wie immer das Stevens Flatterband aus dem Lenker zu operieren und dann ging es auch schon wieder weiter. Die Aufholjagd war echt hart, zumal an dem Tag auch deutlich Leistung fehlte. Gereicht hat es hinten raus dann trotzdem noch für die Top 10, aber alles in allem performancetechnisch (bis auf den Salto) keine Glanzleistung..

Duvenstedt!!

Oh ja! Da hat sich der Jochen diesmal echt selbst übertroffen. Tendenziell wäre ich zwar lieber mit dem XC gefahren, aber das ist ja leider nur den Hobbies vergönnt. Die investierte Zeit und Arbeit aller beteiligten Athleticos hat sich wie immer ausgezahlt und es ist eine sehr sehr schöne Strecke geworden.

Hab mich mittlerweile in die erste Startreihe vorgearbeitet. (Auch wegen regelmäßiger Erinnerungen den Meldetermin nicht zu verschlafen)
Unglaublich. Wer hätte das vor einem Jahr noch gedacht.
Ich bin heiss wie Frittenfett, fühle mich gut und will heute endlich mal aufs Podium.
Pfiff . Start so lala und ich werde etwas eingeklemmt von einem Fahrer der von rechts kommt. Hannöver startet irgendwie auch nicht so gut und schnarcht vor mir rum. Ein kleiner Schlenker und plötzlich knallt es einmal kräftig und mein Vorderrad beginnt sofort zu eiern.
Ich denk mir nur so: nee oder?
Zum Glück ist das Depot direkt am Start. Also raus, neues Vorderrad rein und Attacke. Nach dem Wechsel des Vorderrades habe ich gute 30sec Rückstand auf den Letzten. In den nächsten Runden werfe ich einfach alles rein was ich habe und fahre so schnell es irgendwie geht, fräse mich durchs Feld und arbeite mich Stück für Stück weiter nach vorne. Diese Aufholjagd kostet natürlich richtig Körner und vor allem Kamerad Koß macht es mir nicht leicht. Doch auch die Anfeuerungsrufe von allen am Rand geben mir noch mal zusätzlich Kraft, ist ja schließlich unser Heimrennen. Irgendwann ist es geschafft. Die Spitze hat zwei Minuten Vorsprung und von hinten kommt nix mehr. Ich rolle sehr zufrieden durchs Ziel mit dem guten Gefühl heute richtig was geleistet zu haben, aber auch mit dem Wissen, dass da eigentlich mehr drin gewesen wäre.

Finally Bad Oldesloe

Auf dem Straßenkurs habe ich im Sommer mein erstes Rennen gewonnen. Und auch letztes Jahr fand ich den Kurs auf dem engen Gelände wirklich cool. Für die diesjährige Austragung hat sich Jan Rohr aber nicht lumpen lassen und noch mal am Streckenlayout gefeilt. Und das hat man auch deutlich gemerkt. Viel flowiger, schneller und damit genau meine Kragenweite. Zudem war an dem Tag auch kein Nico Evers und kein S.Lorenzen am Start und somit die beiden Hannöver Brüder die Favoriten.
Der Start hat es hier aber wirklich in sich. Man startet de facto auf Ground Level und nach 50m geht es um die Kurve einen kleinen Anstieg hinauf, alles noch auf Teer, danach beginnt ein kurzer Slalom auf Wiese und nach einer Abfahrt zurück auf das ursprüngliche Höhenniveau folgt die absolute Schlüsselstelle dieser Rennstrecke. Ein harter aber kurzer Anstieg auf einer nassen, zerfahrenen Wiese hoch in Richtung Start Ziel. Direkt bei Ankunft haben sich hier reihenweise die Hobbies in eleganten Pirouetten mit dem Rad oder auf den Füßen moonwalkartig den Berg hochgleitend keine Chance nehmen lassen, um das Publikum zu erheitern.
Diesmal hab ich die Schwalbe direkt ins Depot kutschiert. Traktion ist auf dieser Strecke der Schlüssel.
Somit war mir klar, wenn ich hier und heute eine Chance haben möchte, muss der Start sitzen und ich als einer der ersten und ohne Sturz durch die Schlüsselstelle kommen. Demzufolge bin ich die Stelle vorher bestimmt 10mal abgefahren. Relativ schnell hatte ich mich auf eine bestimmte Linie eingeschossen, die vielleicht nicht die schnellste ist, aber die in 9 von 10 Fällen funktioniert.
Am Luftdruck hab ich diesmal etwas mehr gefeilt, nach den ersten Testrunden hab ich noch mal deutlich Luft nachgepumpt, da ich mich beim Abspringen fast abgelegt hätte, weil plötzlich die Karkasse zur Seite rutschte. Allgemein ist dieser ganz geringe Luftdruck eher nichts für mich. Um die 50% Rampe hochzufahren muss man zudem richtig viel Schwung mitnehmen und beim Einfahren in die Rampe komprimiert es so stark, dass sich Steffen beim Einfahren den Reifen zerstörte.

Wieder erste Startreihe. Ich hab mir ganz links den Platz ausgesucht. Von wegen innen und so. Neben mir Frank Wiechert, Anton, die Hannövers und Koß. Wiechert ist ein gnadenlos guter Starter. Keine Ahnung wie der das immer macht.
Pfiff von Jan und Feuer. Natürlich klappt es wieder nicht den kack Fuss in die kack Pedale einzuklinken. Doch bis zur Kurve bekomm ich es hin und baller sofort im Wiegetritt den Anstieg hoch. Ich biege an Platz vier in den Slalom ein. Dann kommt plötzlich Anton links an mir vorbeigerannt, schubst und hämmert mir fast sein Hinterrad ins Gesicht. Aber alles safe. Vor mir somit jetzt in der Anfahrt auf die Schlüsselstelle die beiden Hannövers, Wiechert (wie macht der das bloß!?) und Anton.
Wiechert rutscht etwas weg und muss absteigen, Anton springt vom Rad und schiebt. Hannöver 2 mogelt sich vorbei, klatscht dann aber auf der Innenbahn richtig hin. Sah nach Autsch aus. Anton schiebt weiter und ich ziehe vorbei. Treten, treten, treten, ruhig bleiben und ich bin plötzlich auf Platz 2.
Yeah, so kann es weitergehen. Nun ja, nicht ohne mich Freundchen denkt sich der Anton und sticht direkt in den nächsten Kurven innen rein. Okay, das kann ja lustig werden in den nächsten 43 Minuten. In den Anfahrt zur Rampe gebe ich richtig Kette und hoffe das der Reifen hält oder Steffen den Stein vorhin einfach wegrasiert hat. Ich nehme die Rampe links, Anton rechts. Irgendwie hat er den entscheidenden Schwung oder die bessere Linie, auf jeden Fall zieht er oben an mir vorbei. Na Klasse, Platz 3.
In den nächsten Runden fahren wir mehr oder weniger gleich schnell und gleich gut. Relativ schnell kommt Hannöver 2 von hinten und lässt uns beide locker stehen. Sehr motivierend. Aber egal. Der Kampf um Platz 3 tobt zwischen Anton und mir, was auch der Moderator schnell erblickt hat. Anton ist Ain den Kurven auf der Wiese einen Tick besser, auf den anderen Abschnitten nehmen wir uns nichts. Allerdings weiß ich aus den letzten Rennen, dass ich hinten raus länger die Leistung halten kann. Also konzentriere ich mich auf sauberes und schnelles Fahren und warte auf meine Chance. Nach ein paar Runden vergisst Anton nach dem schnellen Bergabstück am direkt hinter der Kurve folgenden Anstieg zu schalten und quält sich den Berg hoch. Ich ziehe fix vorbei und versuche direkt ein paar Meter zu machen. Anton lässt aber nicht locker und wartet darauf das ich Fehler mache. Mit dem schnaufenden Kerl im Nacken rutsche ich dann auf der Wiese auch direkt mal weg, aber ich stehe sofort wieder und büße kaum Zeit ein. Bei den Überholmanövern anderer Fahrer versuche ich mich immer gleich so zu positionieren, dass er nicht direkt mit durchflutschen kann und so gewinne ich Runde für Runde ein paar Meter.
Die letzte Runde kann ich dann schon relativ ungefährdet fahren, auch wenn ein Sturz an der Schlüsselstelle schnell alles wieder vernichten könnte.
Trotzdem geniesse ich es und kann es selbst nicht so richtig glauben als ich endlich ins Ziel rolle!
Mein erstes Podium im Cyclocross! Vielleicht für den ein oder anderen kein Highlight aber mir bedeutet es wirklich viel.
Ich wiederhole mich, aber wer hätte das vor einem Jahr noch gedacht?? Manni jedenfalls nicht. Der hat nämlich vor ziemlich einem Jahr auch in Bad Oldesloe gesagt: Nicht schlecht Michael. Platz 5-6 wär drin, aber weiter vor wirst du nicht kommen. Dafür fahren die zu stark ;)

Mittlerweile liege ich in der Gesamtwertung auf Platz 4 und es sind noch drei Rennen zu fahren.
Egal wie es am Ende ausgeht, Cross macht einfach richtig Spass. Das kann man zwar während des Rennens leider nicht genießen, aber der Wille zählt.
Zuletzt geändert von Mitch am 20. Nov 2022, 00:44, insgesamt 2-mal geändert.

Mitch
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Re: How (not) to Cyclocross..

Beitrag von Mitch » 20. Nov 2022, 00:13

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Re: How (not) to Cyclocross..

Beitrag von Mitch » 20. Nov 2022, 00:14

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