Am Ende der Triathlonsaison widme ich mich gerne für eine Weile vermehrt dem Laufen. Nach mehreren Versuchen gelang es mir im vergangenen Jahr, endlich einen Startplatz für den legendären Berlin-Marathon der Major-Serie zu bekommen. Nach dem Ironman Kopenhagen im August hatte ich fünf Wochen Zeit, die ich in eine Woche Erholung, drei Wochen Laufschwerpunkt und eine Woche Tapering einteilte. Wie es bei einer umfangreichen Vorbereitung fast zu erwarten ist, zwickt es früher oder später. Wieder großen Dank an dieser Stelle an meinen Physio-Freund, der mir die richtige Umgangsweise lehrte, um nach ein paar Tagen Laufpause in die letzten Trainingstage zu gehen. Belastungstest war der hügelige Bordesholmer See & Run über 17km am Vorsonntag, bei dem ich dritter wurde. Zu meinem Berlin - Zeitziel lobte ich mir anschließend aus, genussvoll zügig zu laufen. Dies sollte eine 4er Pace mit sub 2:50h sein.
Freitag angereist ins Hotel in Spandau. Gute Mischung aus Stadt und Grün mit ca. 20 Minuten ÖPNV ins Zentrum. Nachmittags ging es erstmal zur Expo am ehemaligen Flughafen Tempelhof, wo der aktuelle Ironman-Vizeweltmeister Patrick Lange ein Gastspiel gab. Etwas surreal war, sich unterhalten zu können und ein gemeinsames Erinnerungsfoto zu machen. Er hatte mich 2016 schließlich mit seinen ersten Hawaii-Leistungen zum Triathlon inspiriert.
Samstag gab es Kulturprogramm an den historischen Bauten und gleichzeitiger Besichtigung des Startbereiches. Alles sehr gut organisiert. Dies sollte sich bei der kompletten Veranstaltung fortsetzen. In Berlin ist die wertegeprägte preußische Königs- und Kaiserzeit des vorletzten Jahrhunderts ganz besonders spürbar und schon von daher eine Reise wert.
- .. das Tor zum Ziel..
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Am Renntag wurde mir wieder bewusst, was es für ein Massenevent ist. 48.000 Läufer/-innen. Alles verteilte sich im Tiergarten. Die Zeit bis zum Start verging schnell. Mit einem Platz im Block B war es ein besonderes Erlebnis hinter der Spitze zu starten und dies auf Bildschirm und live zu verfolgen. Im Blick der erste Abschnitt bis zur Siegessäule ging es mit Gänsehaut los. Meine Befürchtung von zu engen Verhältnissen auf den ersten Kilometern waren größtenteils unbegründet. Es war zwar voll; aber ich konnte gleich im 4er-Tempo starten. Besser als gleichmäßig oder mit einem negativen Split lässt es sich nicht laufen. Gleich bei Kilometer 7 konnte ich am Rand in den Massen tatsächlich Janine zurufen und weitere Motivation tanken. Ich habe mir ständig eingeredet, im Tempobereich zu bleiben. Den Halbmarathon passierte ich bei Kilometer 1:25h, womit ich auf Kurs lag. Aber auch realistisch war, dass es immer wärmer wurde und die Verpflegung an den Ständen mit Wasser und dünnem Maurten-Drink nicht so ausgiebig war. Gels hatte ich natürlich im Hüftgürtel an Bord. Dennoch hatte ich hier ein kleines Tief - zum Glück ohne Tempoeinbruch. Ab Kilometer 30 lief es wieder rund und mir wurde klar, dass ich mein Zeitziel schaffe. Geduld ist gefragt. Einzelne bekamen Krämpfe. Ich konnte mein Tempo leicht steigern und ein paar Sekunden einsammeln. Die letzten zwei sind wunderschön - Unter den Linden - Brandenburger Tor- Zielkanal. Das ließ mich die letzten 1,5km schneller laufen. Freudentränen im Zielkanal. Geschafft: Medaille, Zielverpflegung erhalten, Beutel holen - in der Sonne auf dem Rasen vor dem Reichstag genießen, Zeit von 2:48:32h auf dem Tracker als 1.346ter Finisher wahrnehmen und mit zwei Erdinger alkoholfrei mit Janine am vereinbarten Sammelbuchstaben "R" treffen. Das war Berlin!
- .. vor dem Reichstag nach dem Ziel..
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- .. Erinnerung zum Anfassen...
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