Ultramarathon Nordkysten (DK)

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RalphR
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Ultramarathon Nordkysten (DK)

Beitrag von RalphR » 14. Aug 2018, 12:18

Am 11.08.18 fand in Dänemark ein 61km Ultratrail statt. Ich hatte mich relativ spontan entschieden teilzunehmen und gemeldet.

Gestartet wurde in Hundested, der Zielort war Helsingor (nördlich von Kopenhagen).

Der gesamte Lauf folgt der Nordküste Seelands. Die Strecke hat zwar kaum Höhenmeter (180m), ist aber sehr vielfältig mit schönen Single-Trails, Schotterwegen und Dünen-Trails. Die Herausforderung besteht jedoch darin, dass ca. 40 km der Strecke am Strand verlaufen. Strand in allen Schattierungen: weicher Sand, harter Sand, kleine Steine, große Steine und Felsen die dort dem Küstenschutz dienen. Die Strecke ist landschaftlich sehr schön. Nicht umsonst wird die Gegend als dänische Riviera bezeichnet. Laufen wo andere Urlaub machen, besser geht´s nicht.

Es gab zwei Verpflegungspunkte für Wasser (bei 18km und bei 40Km), daher musste man seine gesamte Verpflegung für das Rennen mitführen.
Der Start Erfolgte um 8:00 Uhr am Strand, Zielschluss war auf 20:00 Uhr festgelegt. Also 12 h Stunden für 61km. Das sollte einen ja schon mal etwas nachdenklich machen. Das dieser Lauf härter werden wird als meine bisherigen Ultras hatte ich mir schon gedacht, zumal ich nicht wirklich viele Trainingskilometer auf der Uhr hatte. Da ich dieses Jahr bereits die Harzquerung (51k) und dem Gendarmstien-Ultra (58k) gelaufen bin, hatte ich immerhin ein paar Wettkampfkilometer in den Beinen. Was soll da schon schiefgehen dachte ich mir. Mein Ziel war es in unter 8h im Ziel zu sein, als ich dann aber auf der Strecke über weite Abschnitte von Felsbrocken klettern musste und meine Mitläufer mir Probezeiten das dies noch häufiger der Fall sein wird, habe ich mir gedacht unter 8:30 h ist auch ok.

Bis zum zweiten Verpflegungsposten war alles im Grünen-Bereich. Ich lief mein lockeres Tempo, marschierte manche Strandabschnitte mit tiefem Sand oder großen Steinen und führte nette Gespräche mit meinen Mitstreitern. Ich war bei km 40 mit ca. 5:20 h noch im Bereich unter 8 h zu bleiben und fühlte mich sehr gut um die läppischen restlichen 21k anzugehen. Natürlich ist die Rechnung 40+21=61km bei einem Ultra mit Vorsicht zu genießen. Da dieser Lauf mittlerweile mein 6. Ultra war, kann ich das aber eigentlich ganz gut einschätzten.

Die letzten 15k bin ich mit einem Dänen zusammen gelaufen, wir hatten besprochen den Rest der Strecke gemeinsam zu meistern. Ab km 45 ging es dann ans Eingemachte, wir mussten uns gegenseitig pushen um im Laufschritt zu bleiben. Da wir beide diese Strecke zum erstem mal gelaufen sind, wussten wir nicht was die letzten km so an Überraschungen zu bieten hatten. Steine, Steine und nochmals Steine. Und Felsbrocken, die für mich ein echtes Problem darstellten, das Balancieren kostete Kraft und Nerven. Ein falscher Schritt könnte fatal enden. Daher bin ich so oft es ging durchs Wasser unterhalb der Felsbrocken gewatet, lieber nasse Füße als kaputte Beine dachte ich mir. Es wurde immer mehr zu einer Art Strongman Hindernislauf. Badestege von den am Strand gelegenen Villen wurden zu schwer überwindbaren Hindernissen. Unterdurch kriechen oder oben drüber klettern, beides war nach über 50k echt hart. Ich hatte mein Zeitgefühl komplett verloren und schon lange nicht mehr auf die Zeit geschaut. Es wurde zur reinen Kopfsache, einfach immer irgendwie in Bewegung bleiben. Jonny (meinem dänischer Mitstreiter) ging es genauso. Nach jedem geschafftem Kilometer wurden die Fäuste geballt und gejubelt. Schließlich erblickten wir am Horizont die Kronsburg, das Wahrzeichen von Helsingor. Nur noch ca. 5km bis zum Ziel. Irgendwann war es dann tatsächlich soweit und wir hörten die Leute im Ziel applaudieren. Also "Zielsprint" durch den tiefen Sand und ab ins Ziel auf der Hafenmole. Unsere Frauen haben uns in Empfang genommen und Johnny und ich haben mit Cola und Bier angestoßen. Dann kam der Schock, Zielzeit 9:45 h! Für die letzten 21km habe ich 4:15 h gebraucht und das ohne Pausen gemacht zu haben. Ich konnte es kaum glauben. Wahrlich ein harter Ultra.

Fazit:
Tolle Veranstaltung. Tolle Mitstreiter. Hammer Landschaft. Super anstrengend. Und dennoch habe ich es (größtenteils) genossen. Keine Blasen an den Füssen, keine Krämpfe oder andere Probleme. Nächstes Jahr komme ich wieder!
Von den 208 gestarteten Frauen und Männer haben nur 135 gefinished. Ich habe mich wie erwartet mit Platz 112 im hinteren Ende platziert. Die Zeit des Sieger war 5:14 h.

https://www.ultracup.dk/

Ralph Reick

Am Start:
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Die Strecke:
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Die Felsen:
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Im Ziel:
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WernerR
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Re: Ultramarathon Nordkysten (DK)

Beitrag von WernerR » 14. Aug 2018, 15:10

. . . extrem abenteuerlich! . . . und so'n Weichei wie ich beschwert sich über ein "klein wenig" Kopfsteinpflaster in Flensburg . . . dolle Sache, hätten meine Füße niemals überlebt. Beeindruckend . . . Herzlichen Glückwunsch!

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