Ironman Switzerland Thun 07.07.2024 - Gletscherwasser, Berge und keine Laufbeine

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MichaelRu
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Ironman Switzerland Thun 07.07.2024 - Gletscherwasser, Berge und keine Laufbeine

Beitrag von MichaelRu » 9. Jul 2024, 20:47

Diesen Bericht schreibe ich aus der zweiten Anschluss-Reisestation Lausanne, die sich im französischsprachigen Teil der Schweiz befindet. Diese Stadt am Genfer See ist für ihre Kunst und Kultur bekannt. Schon Lyriker und Vordenker Voltaire war hier beheimatet. Den Ironman in Thun am gleichnamigen See habe ich also hinter mir gelassen und halte hier die Erinnerung fest. Passende lyrische Zeilen könnten meine Geschichte rund um das Rennen so wiedergeben:

Ist des Triathleten Form gehemmt,
indem er dessen Grunde kennt,
ist es ein anderer Start, ein anderer Schluss,
am Ende eine Ernte an Erfahrung
und auch kein Wunder der Versagung,
führt es längst nicht zum Verdruß,
denn Hoffnung ist des neuen Genuss..
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Am Tag danach auf dem Gipfel "Niesen"
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Nun aber zum Inhalt der Ereignisse: Der Ironman Thun hatte für mich mehrere Herausforderungen, die mir schon im Vorwege Gewissheit gaben, dass es eine besonders schwere Partie und kein Selbstläufer werden würde. Die Zeit ist hier ohnehin nachrangig; die Platzierung dafür interessanter. Zum persönlichen Leid kam ca. fünf Wochen nach der Test-Mitteldistanz ein anhaltendes Problem am rechten Hüftbeuger auf, was sich trotz großem Physio-Einsatz und Laufpause nicht besserte. Dies trübte die Vorfreude sehr, denn die Vorbereitung lief bis zur zweiten Maihälfte eigentlich planmäßig. Ich bin ein Athlet, der sehr viel Freude an der langen Vorbereitungszeit hat. Aber vielleicht passte der Plan dieses Mal auch einfach nicht. Weitere Besonderheit bei dem Rennen sind die zahlreichen Höhenmeter (2.200) und in diesem Jahr eine sehr kalte Wetterperiode, die den mit Gletscherwasser gespeisten Thunersee auf ca. 15° C frisch hielten. Aber das hatte ich mir ja bewusst ausgesucht, um neue Erfahrungen zu sammeln. Die sollte ich bekommen. Jede Disziplin endete mit meinen bisher langsamsten Zeiten. Dabei hatte ich durch die letztjährige AWA-Wertung die Startnummer 14 erhalten, was hier für mich widersprüchlich wirkte.

Das Schwimmen mit 1:10h war durch die Kälte gut für ein Auskühlen geeignet. Gerettet hat mich wohl meine Neopren-Badekappe. Neidisch war ich auf diejenigen, die an Neoprensocken gedacht haben. Vor dem Start wickelte sich eine Frau in Wärmeschutzfolie ein. Die Neo-Zusatzkleidung war ausnahmsweise erlaubt. Andere taten mir leid, die gar keinen zusätzlichen Schutz hatten. Ich finde die Kälte am Kopf, der Nervenzentrale, am schlimmsten. Bereits am Start im strömenden Regen war es trotz Einschwimmverzicht nicht möglich, warm zu bleiben. Dann wurde der Schwimmstart um zehn Minuten verschoben. Also Nerven bewahren. Das Schwimmen fand auf einem schönen geraden Seekurs statt, der im Yachthafen endet. Tempo fühlte sich besser an als es war. Ich war froh, es einfach geschafft zu haben.

Beim Wechsel auf das Rad, ebenfalls im strömenden Regen, dauerte alles lange. Es bestärkte sich das Gefühl, hier einfach nur durchkommen zu wollen. Regenjacke, Gabba-Weste, Handschuhe, dicke Socken und Zehenkappen waren meine Wahl. Dies half trotz der Anstiege nicht, auf der ersten Runde richtig warm zu werden. Dies lag vor allem an den langen Abfahrten. Einige Athleten, die nicht schon nach dem Schwimmen aufgaben, wurde zitternd ohne warme Kleidung vom Shuttle zurückgebracht. Der Dauerregen machte die Strecke sehr gefährlich. Mit meinen Felgenbremsen und Carbonlaufrädern sowie fehlender Erfahrung in der Abfahrtstechnik musste ich mir Vernunft einreden, Tempo herauszunehmen, während andere mit gefühlten 70km/h wie die Wahnsinnigen an mir vorbeischossen. Die zweite Runde wurde trockener und ich konnte die Kleidung reduzieren. Die langen Anstiege mit meist 15-23km/h gefahren dauerten und zogen Energie. Die Strecke zwischen Emmental (Stichwort Käse) und Berner Oberland war so selektiv, dass man viel alleine oder mit viel Abstand unterwegs war. Relativ ausgelaugt kam ich erst nach ca. 6:30h (!!) in die Wechselzone.

Trotz der fehlenden Laufvorbereitung hatte ich die Hoffnung, die Strecke mit niedrigem GA1-Tempo durchjoggen zu können. Pusteblume. Spätestens nach dem Halbmarathon merkte ich, dass eine 5er Pace in eine 6er Pace überging und schließlich ab KM 30 in Laufpausen endete. Es fehlte total an muskulärer Ausdauer und Schmerzen ließen mich dazu übergehen, immer bis zu einem gewissen Bereich zu laufen und dann zu gehen. Zahlreiche Athleten taten es ebenso. Für mich eine ganz neue Erfahrung, da ich noch nie an so einem Punkt war. Energetisch hatte ich keinerlei Probleme. Froh sein konnte ich, dass es kein Hitzerennen war. Die Laufstrecke mit drei Runden ist übrigens traumhaft schön und abwechslungsreich am Thuner See, über Brücken, durch die Altstadt. Unglaublich ist die Unterstützung auf fast der gesamten Strecke. Das “Hopp Hopp Hopp” oder “Allez Allez” der Zuschauer war sehr eindringend und für mich im frustrierten Zustand irgendwie schwer zu ertragen. Janine hatte ich mehrmals am Mittelpunkt der Strecke zu verstehen gegeben, dass der Tag immer länger und länger werden wird. Ganz großes Lob geht an die vielen Verpflegungsstationen mit den gut gelaunten Helfern.

Der Marathon endete mit 4:12h. Gesamtzeit war 12:23h als 669ter. Als ich im Ziel war, freute ich mich trotz fehlendem Genuss sehr, es durchgebracht zu haben. Aber so soll und darf sich Sport in meinen Augen nicht anfühlen.

Der Ironman ist sehr gut organisiert. Die Helfer sind sehr engagiert. Er ist eher einer der kleineren IM-Langdistanzen mit ca. 1.500 Startern; aber er ist mit der traumhaften Landschaft unvergleichlich und bleibt mir in besonderer Erinnerung.

Abgesehen von den Camping-Übernachtungen vorher und nachher im Rahmen des Urlaubs waren wir in Belp bei Bern relativ preiswert sowie ruhig in einem “Campus-Hotel” mit eigener Küche untergebracht. Bei dem Wetter war dies als Rückzugsort ideal.
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Erinnerungsstück
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WernerR
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Re: Ironman Switzerland Thun 07.07.2024 - Gletscherwasser, Berge und keine Laufbeine

Beitrag von WernerR » 19. Jul 2024, 18:21

Auweia.... Respekt für deinen "Eisernen Willen"! Solch widrige Bedingungen sind eben auch möglich. Glückwunsch zum trotzdemigen Finishen!!

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